"Omid" ist im All

Iran jubelt über ersten eigenen Satelliten

Ausland
03.02.2009 19:00
Der Iran hat erstmals einen Satelliten aus heimischer Produktion ins Weltall geschickt. "Die offizielle Anwesenheit der Islamischen Republik im All ist angemeldet", sagte Präsident Mahmoud Ahmadinejad am Dienstag. Das iranische Weltraumprogramm wird von westlichen Regierungen mit Argwohn beobachtet, weil die dazu nötigen Raketen auch als Trägersysteme für Waffen eingesetzt werden können. Die Regierung in Teheran betonte indes, ihre Satelliten-Technologie diene ausschließlich friedlichen Zwecken. Und vielleicht ein bisschen der Spionage?

2008 hatte es nach einem gescheiterten Start-Versuch noch so ausgesehen, als könne der Gottesstaat sein Weltall-Programm erst in Jahren durchsetzen. Der erfolgreiche Start überrascht Iran-Kritiker, allen voran die USA. Der Iran hat zwar erklärt, eigene Satelliten nur zu Forschungszwecken, für die Beobachtung von Naturkatastrophen und die Verbesserung seines Telekommunikationsnetzes nutzen zu wollen. Allerdings dürfte der "Vogel" im All auch mit Spionagetools ausgerüstet sein. Die islamische Regierung verwies dabei auf Satelliten der USA zu Beobachtungen in Afghanistan und im Irak und betont, sie müsse zur eigenen Sicherheit "über ähnliche Möglichkeiten verfügen".

Bis 2010 drei weitere Satelliten, 2021 ein Astronaut
Das staatliche iranische Fernsehen pries den Start des Satelliten "Omid" (zu deutsch Hoffnung) als "weitere Errungenschaft der iranischen Wissenschaftler unter Sanktionen". Der Satellitenstart fällt mitten in die Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Islamischen Revolution im Iran (10. Februar). Bis 2010 sollen drei weitere Satelliten ins All geschossen werden. Im Jahr 2021 solle auch ein eigener Astronaut ins All geschickt werden. Der UN-Sicherheitsrat hat den Iran mehrfach mit Sanktionen belegt. Hintergrund ist der Verdacht, das Land verfolge mit seinem Atomprogramm entgegen eigenen Angaben auch militärische Ziele.

Das Staatsfernsehen berichtete, "Omid" solle für Forschung und Telekommunikation eingesetzt werden. Er soll die Erde binnen 24 Stunden 15-mal umkreisen und Daten an das Teheraner Raumfahrtzentrum übermitteln. Bis zu drei Monate lang soll er Daten sammeln, Geräte testen und dann zur Erde zurückkehren. "Die Satelliten-Technologie des Iran dient rein friedlichen Zwecken und den Bedürfnissen des Landes", sagte Außenminister Manuchehr Mottaki am Rande eines Gipfels der Afrikanischen Union in Äthiopien. Mit ihrer Hilfe ließen sich wichtige Daten für Technologie-, Agrar- und Wirtschaftsprojekte sammeln.

Internationale Besorgnis über Trägerrakete
Der Satellit wurde an Bord einer ebenfalls im Iran entworfenen Trägerrakete vom Typ Safir-2 ("Safir", Botschafter) in die Erdumlaufbahn gebracht, wie der staatliche Rundfunk am Dienstag berichtete. Der Start erfolgte demnach auf Anordnung von Präsident Ahmadinejad hin am Montagabend an einem nicht genannten Ort. Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder des Starts in der Dunkelheit (siehe Video oben). Die Safir-2-Rakete wurde erstmals im August getestet und hat eine Reichweite von 250 Kilometern. Teheran hatte 2005 an Bord einer russischen Rakete und in Zusammenarbeit mit Moskau seinen ersten kommerziellen Satelliten ins All geschossen. Im gleichen Jahr stellte die Regierung nach eigenen Angaben 500 Millionen Dollar (392 Mio. Euro) für Raumfahrtprojekte bis 2010 bereit. Die Arbeiten am 27 Kilogramm schweren Satelliten "Omid" begannen demnach 2006.

Vor einem Jahr hatte der Iran den Test einer selbst gebauten Rakete für sein Satellitenprogramm bekanntgegeben und damit internationale Besorgnis über seine Absichten hervorgerufen. Die USA bezeichneten den Schritt als unglücklich. Im August folgte nach iranischen Angaben der Start einer Satelliten-Attrappe mit einer eigenen Rakete; nach US-Erkenntnissen scheiterte dieser Test aber. Westlichen Experten zufolge lässt sich die Glaubwürdigkeit iranischer Angaben über die eigenen technologischen Fortschritte mangels Detailinformationen kaum beurteilen. Ein Großteil der iranischen Technologie beruhe wohl auf modifiziertem Gerät etwa aus China und Nordkorea.

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