Wie hat sich der Umgang mit Unfallopfern in den letzten Jahren geändert?
"Da hat sich extrem viel getan. Früher hat man den Verunglückten eingepackt, ist mit Blaulicht ins Spital gefahren. Das ist heute zum Glück nicht mehr so, der Notarzt kommt und stabilisiert den Patienten an Ort und Stelle."
Der pensionierte Chirurgie-Primar in Bad Aussee fühlt sich offenbar persönlich angegriffen und kündigt eine Klage an. Hat er Grund dazu?
"Ich habe die größte Hochachtung vor seinem Lebenswerk, er hat großartige Arbeit geleistet. Aber niemand kann alles operieren! Wer das behauptet, ist schlicht ein Scharlatan. Der Primar hat sich auf etwas spezialisiert und es sonst auch so gehalten wie die anderen: Das, was er operieren konnte, hat er gemacht - was er nicht konnte, hat er weitergeschickt. Für die Bevölkerung wird's jetzt also insgesamt besser."
Die Befürworter des Erhalts der Chirurgien wollen diese mit Spezialfächern retten. Konkret wird eine Adipositas-Chirurgie für Bad Aussee und eine Venen-Chirurgie für Mürzzuschlag vorgeschlagen. Halten Sie das für umsetzbar und sinnvoll?
"Mitnichten. Die Adipositas-Chirurgie ist etwas Hochspezielles, die selbst für erfahrene Mediziner eine Herausforderung darstellt. Das ist also eine Schnapsidee. Und das mit der Venenchirurgie ist auch so eine Sache, allzuviele Venenprobleme wird's halt in Mürzzuschlag auch nicht geben. Das brauchen wir alles nicht, dafür besteht kein Bedarf. Was wir brauchen, ist eine solide Erstversorgung."
Durch die gegensätzlichen Argumentationen sind viele unserer Leser verunsichert. Verstehen Sie das, Herr Professor?
"Ich verstehe die Verunsicherung sehr gut, das können Sie mir glauben. Aber den Menschen sollte vor Augen geführt werden, dass es heute eben eine Spezialisierung gibt und die Zeit der heroischen Einzelkämpfer vorbei ist. Ich würd' mich lieber in ein Spital legen, wo es Routine gibt und eine Operation nicht nur zwei Mal im Jahr durchgeführt wird."
von Gerhard Felbinger und Gerald Schwaiger, "Steirerkrone"
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