"Nicht schuldig"

Deutscher Student nach Schuhwurf wieder frei

Ausland
10.02.2009 23:09
Acht Tage nach seinem Schuhwurf auf den chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao (li.) in England ist ein deutscher Student am Dienstag wieder freigelassen worden. Der 27-Jährige muss sich aber wegen Störung der öffentlichen Ordnung verantworten. Bei einer kurzen Anhörung in Cambridge plädierte er auf "nicht schuldig". Das Verfahren wurde auf den 10. März vertagt. In einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums bat Premier Wen mittlerweile um Nachsicht für den Schuhwerfer.

Der Student hatte am 2. Februar eine Rede des chinesischen Regierungschefs in der Universität von Cambridge aus Protest gegen Chinas Menschenrechtspolitik lautstark unterbrochen und dann seinen linken Turnschuh Richtung Wen geworfen, ihn aber um einen Meter verfehlt. Das Wurfgeschoss wurde vom Wachpersonal entfernt (siehe rechtes Bild oben), Wen schien unbeeindruckt und setzte seinen Vortrag fort, während der Student festgenommen wurde. Die Tat erinnerte an eine ähnliche Attacke auf den früheren US-Präsidenten George W. Bush in Bagdad.

Wen bittet um Nachsicht für Schuhwerfer
In einer Erklärung des Außenministeriums bat Wen mittlerweile um Nachsicht für den Schuhwerfer. Er hoffe, dass der Student "seinen Fehler einsehen und sich darum bemühen wird, das wirkliche China zu verstehen". Der dreitägige Besuch des chinesischen Premiers in Großbritannien war von mehreren Protestaktionen begleitet worden. Wen war in der altehrwürdigen Hochschule als Redner über die Lage der Wirtschaft zu Gast gewesen.

Staatsmedien sprachen von "Störung"
Das chinesische Staatsfernsehen hatte Wens Rede in Cambridge übertragen, brach die Übertragung aber während der Protestaktion abrupt ab. In den amtlich kontrollierten Medien und Webportale war von einer "Störung" der Rede. Allein eine Finanz-Webseite erwähnte den Schuhwurf in einer längeren Geschichte über Arbeitslosigkeit in China durch die Wirtschaftskrise nur mit einem Satz, sodass es der Zensur möglicherweise nicht aufgefallen war.

Schuhwerfen neuerdings in Mode
Ende des vorigen Jahres hatte ein irakischer Fernsehjournalist in Bagdad einen Schuh auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush geworfen (siehe Video in der Infobox). Seine Tat, wegen der er von Teilen der irakischen Bevölkerung als Nationalheld gefeiert wurde, fand etwa in Nadshaf Nachahmer: Sie warfen Schuhe auf einen US-Militärkonvoi. Auch Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva nahm den Gag auf und richtete bei einer Veranstaltung einen Schuh gegen Journalisten (siehe Story in der Infobox).

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