Postschließungen

Offener Widerstand und “Marsch auf Wien”

Steiermark
03.02.2009 12:22
"Posträuber sind unterwegs", hat der Volksmund die jetzt geplante Sperre von weiteren 68 steirischen Postämtern getauft. Nur zur Erinnerung: 2002 sind 139, zum Jahresende 2004 auch wieder 40 zugesperrt worden. Ein weiterer Kahlschlag sei unzumutbar, haut Nationalratsabgeordneter Josef Muchitsch im Gespräch mit den "Steirerkrone"-Redakteuren Gerhard Felbinger und Gerald Schwaiger auf den Tisch. Allein in seinem Wahlkreis sollen neun Postämter gesperrt werden. Muchitsch fordert Bürgermeister und regionale Abgeordnete zum offenen Widerstand und würde auch zum "Marsch auf Wien" aufrufen...

Herr Abgeordneter, geplante Postsperren empören quer durchs Land. Was ist der Grund für dieses Ausdünnen der Regionen?
"Angeblich, um am internationalen Markt bestehen zu können - aber was hat das mit unseren Kleinpostämtern zu tun? Freien Wettbewerb gibt es, mit Ausnahme der Briefzustellung, doch schon jetzt. Ich befürchte, dass da was ganz anderes dahinter steckt."

Was meinen Sie damit?
"Ich glaube, da geht es schlicht um Gewinnmaximierung. Punkt."

Sie kritisieren auch massiv hohe Prämien für Führungskräfte. Wie hoch sind die?
"Viel zu hoch. Vorstand und 30 Führungskräfte haben sich ein Aktien-Vergütungsprogramm genehmigen lassen. Weiters sind die Einkommen der vier Vorstandsmitglieder um zehn Prozent - von 1,848 auf 2,015 Millionen Euro erhöht worden. Macht im Schnitt ohne Sachbezüge und Aktienanteile ein satte halbe Million pro Vorstand. Schlecht?"

Die Post hat auch gesellschaftliche Verantwortung, wo ist die geblieben?
"Das frage ich mich auch. Der Eigentümer Republik muss den Post-Bossen endlich die Leviten lesen! Entweder sie sehen ein, dass die Post sehr wohl regionalpolitische Aufgaben zu erfüllen hat, oder sie nehmen den Hut!"

Wer, glauben Sie, würde von den Schließungen denn profitieren?
"Sicher nicht die Regionen und die Menschen. Ganz sicher dafür die Mitbewerber. Die Post hat das beste Vertriebs- und Betreuungsnetz für Bankgeschäfte. Schließt etwa eine regionale Poststelle, dann wechseln die Kontoinhaber meist zur nächstgelegenen Bank. Es gibt ja Gerüchte, dass wir den derzeit für die Postämter verantwortlichen Vorstand bald in einem Banken-Imperium wiedersehen werden..."

Herr Abgeordneter, was ist ganz konkret gegen die Sperrwelle zu tun?
"Ich sag's ganz offen: Die Bürgermeister und regionalen Abgeordneten müssen jetzt ordentlich Gas geben. Zur Not organisieren wir einen Marsch auf Wien. Ich bin mir sicher, da ziehen die betroffenen anderen Bundesländer ebenso mit!"

Symbolbild

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