Extrem!

Gerlinde Kaltenbrunner geht nächsten 8000er an!

Oberösterreich
05.12.2008 11:25
Sie hat elf der 14 höchsten Berge der Welt bestiegen, gilt als eine der besten Extrembergsteigerin und entging auf dem Dhaulagiri in Nepal nur knapp dem Tod. Gerlinde Kaltenbrunner bereitet sich gerade intensiv auf ihren nächsten Achttausender vor. Im März will sie den 8.516 Meter hohen Himalaya-Riesens Lhotse besteigen. "Der dritte Anlauf", bemerkt sie lächelnd.

Im Mai hat eine Bronchitis bei Kaltenbrunners Ehemann Ralf Dujmovits zum Abbruch der Besteigung des Lhotse geführt. Die oberösterreichische Alpinistin und der deutsche Bergsteiger David Göttler sind zwar zunächst zu zweit weitergeklettert, sie haben sich allerdings auf rund 8.150 Metern zur endgültigen Umkehr entschieden.

Harte Vorbereitung
Jetzt fokussiert sich alles auf die neue Herausforderung am Lhotse, so die Extrembergsteigerin, die in einer Woche ihren 38. Geburtstag feiert. Lange Ausdauerläufe, Mountainbike-Touren, Langlaufausflüge sowie Felsklettern sollen die Wahl-Schwarzwälderin, die eigentlich aus Spital am Phyrn kommt, und ihren Mann in Bestform bringen. Sogar ihren Weihnachtsurlaub nutzt sie fürs Klettern: In Thailand wird sie die Felswände bei Krabi erkunden.

Dass die beiden wieder zum Lhotse zurückkehren, ist kein Wunder, schließlich ist der Lhotse der einzige Achttausender, dessen Gipfel Dujmovits noch nicht bestiegen hat. Und auch Kaltenbrunner fehlt dieser Berg noch neben dem Mount Everest und dem K2.

"Vergessen alles rundherum"
Das mit dem Umkehren, wenn es für die Gesundheit zu gefährlich wird, ist so eine Sache, meinte Kaltenbrunner. "Viele Bergsteiger sehen nur noch den Gipfel und vergessen alles rundherum. Das sind schon viele nicht mehr heruntergekommen", weiß die Alpinistin bei der Präsentation der Sportbrillen von adidas eyewear. Da sei man ganz auf sich alleine gestellt. "Es muss jeder auf seinen Körper hören. Wenn ich Kopfschmerzen bekomme, vertrage ich die Höhe wahrscheinlich nicht, wenn mir in den Zehen kalt ist, könnten sie abfrieren", meinte Kaltenbrunner. "Denn das, was es ausmacht, ist, dass man wieder gut runter kommt."

Deswegen ist für die Oberösterreicherin die Ausrüstung wichtigster Bestandteil. Neben guter Kleidung und Schuhen gibt es noch einen anderen Lebensretter beim Höhenbergsteigen: "Ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) entscheidet über Leben und Tod", meinte Kaltenbrunner. "Doch mit dem LVS muss man gut umgehen können. Das muss geübt werden. Vor der ersten Verwendung einfach ins Gelände gehen, das LVS von einem Freund vergraben lassen und schauen, ob man es findet."

Ebenso werde Licht und Wind in den Bergen unterschätzt: Beim Höhenbergsteigen, aber auch bei Skitouren und Gletscher-Wanderungen kommt es besonders für die Augen zu einer UV-Belastung, die um ein Vielfaches intensiver ausfällt als in Tallagen: Pro 300 Höhenmeter nimmt die UV-Belastung um etwa vier Prozent zu, die schneereiche Umgebung im Hochgebirge reflektiert die UV-Strahlung bis zu 93 Prozent.

Zu den brenzligen Situationen, die Kaltenbrunner in ihrer Bergsteigerlaufbahn erleben musste, gehörten Stürme, die sie und ihre Bergkameraden in großer Höhe überraschten. "Man erkennt kaum mehr etwas, alles ist nur noch weiß", erinnert sich Alpinistin. "Aufrechtstehen wird bei Windböen von 100 Stundenkilometern unmöglich. Ich habe das beim Abstieg vom Kangchendzönga (8.586 Meter, dritthöchster Berg der Welt, Anm.) erlebt und musste mich regelrecht zum Lager hinabtasten."

Unvorhersehende Naturereignisse musste Kaltenbrunner etwa auch auf dem 8.167 Meter hohen Dhaulagiri in Nepal, als sie von einem Schneebrett erfasst wurde. Zwei Bergsteiger starben bei dem Unglück, Kaltenbrunner überlebte. Ob der Klimawandel für diese Naturkräfte verantwortlich ist? Die Extremsportlerin hat in den vergangenen Jahren die Zunahme von Steinschlägen beobachtet. "Natürlich kann man präventiv Wege mit Felswänden meiden, um Steinschlägen auszuweichen. Aber etwa am Dhaulagiri (im Himalaya, Anm.) muss man zwingend durch eine Felswand durch. Da sind wir die Route in der Nacht gegangen, weil am Tag die Gefahr durch die Sonneneinstrahlung größer ist."

Erster 8000er mit 23
Gerlinde Kaltenbrunner wurde 13. Dezember 1970 in Spital am Pyhrn in Oberösterreich geboren. Ihr Interesse für das Bergsteigen wurde schon in jungen Jahren gepflegt. Im Alter von 13 Jahren, während ihrer Ausbildung in der Skihauptschule Windischgarsten, unternahm Gerlinde Kaltenbrunner ihre erste leichte Klettertour am heimischen "Sturzhahn", die auch ihre Kletterbegeisterung weckte. Ski-, Eis- und Klettertouren entwickelten sich zu ihrem Hauptinteresse, das sie neben ihrer beruflichen Ausbildung zur Krankenschwester in Wien auslebte.

Ihr größter Traum - einen Achttausender zu besteigen - ging im Alter von 23 Jahren mit der Besteigung des Broad Peak Vorgipfels in Pakistan auf 8.027 Metern Höhe, in Erfüllung. In den folgenden Jahren steckte sie das Gehalt, das sie als Krankenschwester verdiente, in verschiedene Expeditionen ins Himalayagebiet und Karakorum. Nach der Besteigung des Nanga Parbat 2003 als ihrem fünften Berg über achttausend Meter verschrieb sie sich voll und ganz dem Profibergsteigen. Heute vermerkt Gerlinde Kaltenbrunner bereits elf bestiegene Hauptgipfel in der Serie der Achttausender.)

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