Linz09

“Der Zwerg ruft” hatte Premiere

Oberösterreich
21.11.2008 10:36
Ursprünglich wollte Kurt Palm Linz09-Intendant Martin Heller im Interview "mit nassen Fetzen" aus der Stadt jagen, dann hat er sich aber doch lieber für die spitze Feder entschieden und eine Farce auf die Kulturhauptstadt geschrieben, die er selbst inszenierte. Uraufführung war Donnerstagabend im Theater Phönix, mit dem Linz09 kein gemeinsames Projekt verwirklicht. Trotz gelegentlicher Längen hatte Palm die Lacher des Publikums auf seiner Seite, selbst die von Heller und seinem Stellvertreter Ulrich Fuchs.

Das Obdachlosen-Trio Rudi, Bertl und Lindi zieht sich in einen Bunker am Pöstlingberg zurück. Sie wollen "Der Wolf und die sieben Geißlein" als Theaterstück einstudieren und sich bei der Kulturhauptstadt damit bewerben. Da stolpern sie über zwei Särge: In einem liegt Schneewittchen, im anderen Hitler. Beide erwachen zum Leben und die drei Sandler glauben einen Jackpot gelandet zu haben. Sie holen den Kulturmanager Reto Dunkler und dessen Freund Herbert von Ebensee, die sich die Sache aber nicht aufs Aug drücken lassen wollen.

Karl Ferdinand Kratzl gibt den herrlich tragikomischen Rudi als fußmaroden gesellschaftlichen Außenseiter mit Mama-Komplex. Er will auch vom Kulturhauptstadtjahr profitieren und übt deshalb schon, die Obdachlosenzeitung "Kupfermuckn" auf japanisch oder isländisch anzupreisen. Seine beiden Kumpane sind Georg Lindorfer (Lindi), der für seine erste Schauspielarbeit am Phönix großen Applaus bekam, und Ferry Öllinger (Bertl) - Phönix-Mitbegründer und mittlerweile als "SOKO-Kitzbühel"-Star weithin bekannt.

Helmut Fröhlich - ebenfalls ein Phönix-Urgestein - brillierte als wiedererstandener Hitler. Immer wieder schwenkt er vom Führer-Tonfall in leutselige Mundart um, etwa wenn er sentimental von der guten Linzer Torte erzählt oder davon, wie ihm ein Ziegenbock seine Männlichkeit raubte. Treu an seiner Seite sitzt sein ausgestopfter deutscher "Lebenshund" Blondi. Die zweite auferstandene Leiche im Bunker - Schneewittchen - ist Maxi Blaha. Als kindlich-naive Märchenfigur mit Erinnerungslücken hält sie die Obdachlosen und Hitler für ihre Zwerge und verpasst ihnen rote Zipfelmützen.

"Gut getroffen im Habitus, aber nicht in der Sprache" fühlte sich der echte Martin Heller von Matthias Hack als Reto Dunkler. Besonderer Hingucker war dessen T-Shirt mit der Aufschrift "Watzl is my Schatzl" (Erich, V, Linzer Vizebürgermeister und Linz09-Aufsichtsratschef, Anm.). Theo Helm als Herbert von Ebensee zeichnet die Hubert von Goisern nachempfundene Figur als bekifften Philosophen, der davon träumt, eine Hymne für Linz09 zu schreiben.

"Ein unvergesslicher Abend" war es für Martin Heller, der Sache sichtlich mit Humor nahm. "Ich habe aber schon temporeichere Stücke gesehen", sagte er nach der Aufführung. Damit dürfte er im Mainstream liegen: Das Publikum mag sich streckenweise mehr Drive gewünscht haben, erlebte aber einen durchaus vergnüglichen Abend.

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