Rein rechtlich ist alles verjährt. Aber medial wird ein moralischer Druck auf die europäische Kulturstadt 09 ausgeübt, damit sie nach ihrem Schiele-Bild Krumau im Verkaufswert von 240 Millionen Schilling auch das unvollendete Klimt-Bildnis der jüdischen Maria Munk den Erben zurückgibt.
Eidesstattliche Erklärung
"Früher wäre die Beweislage um die Besitzverhältnisse besser gewesen", meint Peter Baum, der langjährige Leiter der Linzer "Neuen Galerie". Diese war nach dem Berliner Wolfgang Gurlitt benannt, der als Vierteljude und Gestapo-Opfer nationalsozialistisch unverdächtig war. Der Händler und Retter entarteter Kunst hatte seine Sammlung nach dem Krieg der Stadt Linz erst geliehen. Und dann als ihr erster Museumsdirektor seinen unverdächtigen sozialdemokratischen Dienstgebern nach und nach verkauft: Gurlitt bestätigte SPÖ-Bürgermeister Ernst Koref 1956 eidesstattlich, dass er der rechtmäßige Besitzer von Gustav Klimts Frauenbildnis war, das die Stadt 9.600 Schilling kostete.
Heutiger Wert: 15 Millionen Euro
Seither ist der Wert auf 15 Millionen Euro gestiegen. Und nun gibts eine eidesstattliche Erklärung dafür, dass die Munk-Erben die rechtmäßigen Besitzer seien: Unterschrieben vom 75-jährigen Sohn des damaligen Hausmeisters der Munk-Villa in Bad Aussee. Glaubhafter wäre, dass der Kronzeuge das Damenbildnis im neuen Lentos hängen sah, wo er oft gesehen wurde. Es gilt aber auch die Unschuldsvermutung dafür, seine verspätete Aussage sei erkauft: "US-Anwälte kassieren immerhin 30 bis 50 Prozent von den wiederbeschafften Kunstwerten", weiß Peter Baum.
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