Mac aus einem Guss

Apples neues MacBook im Test

Elektronik
18.11.2008 10:39
Der Reiz von Apple-Produkten begründet sich nicht nur durch die Leistung von Hard- und Software sondern auch - oder gar vor allem? - durch das Design der diversen Gerätschaften von iPod bis MacPro. Bei der Präsentation des neuen MacBooks im Oktober machte das der kalifornische Hersteller einmal mehr deutlich und widmete gut die Hälfte der Zeit den Schwärmereien über das neue, quasi aus einem Guss gefertigte „Unibody“-Gehäuse der Apple-Laptops. Auch im krone.at-Test überzeugt das neue MacBook letztendlich durch sein außergewöhnliches Design. Das beginnt beim gläsernen Touchpad und endet beim Geräusch des Deckel-Zuschlagens, das an den satten Klang einer ins Schloss fallenden Tür an einem luxuriösen Automobil erinnert.

In Zeiten, wo die Hardware-Leistung ab einem bestimmten Level von den kreativen Möglichkeiten und der Haptik eines Geräts ausgestochen wird, ist es wohl keine schlechte Vermarktungsstrategie, den Fokus noch mehr auf Bauweise und Design zu verlagern. Am technischen Innenleben des neuen MacBooks hat sich im Vergleich zum alten Modell im Wesentlichen auch nur das geändert, was sich angesichts des technischen Fortschritts ändern musste.

Es werden weiterhin Intel Core 2 Duo Prozessoren angeboten, maximal vier Gigabyte Arbeitsspeicher mittels schnellerer DDR-3-Module sind jetzt verfügbar und die Festplatten-Riege reicht nun bis 320 Gigabyte bzw. kann man sich jetzt auch eine überteuerte 128 Gigabyte Solid State Disk („Flash-Festplatte“) ins MacBook hineinbestellen. Bei der Grafik erledigt weiterhin ein Chip mit „shared memory“ die Arbeit, der jetzt statt von Intel von Nvidia kommt und mehr Leistung - etwa beim Filmschnitt in iMovie - bringt. Die integrierte iSight-Webcam ist geblieben, ebenso das Multiformat-Superdrive. Bei den Anschlüssen des neuen MacBooks hat Apple hingegen abgespeckt: Firewire 400 - ein bisheriger Standard, dem in Cupertino trotz Bauchlandung beim ersten iPod treu die Stange gehalten wurde - ist ersatzlos gestrichen worden, nur mehr zwei USB-2.0-Anschlüsse, Kopfhörer- und Mikrofon-Buchse, Netzwerkanschluss sowie den neuen „Display Port“-Videoausgang beherbergt das MacBook dicht gedrängt an der linken Seite. Firewire 800 (daran lassen sich per Adapter auch 400er-Geräte stöpseln) und ExpressCard-Slot gibt es erst beim MacBook Pro.

Erlebnis Unibody und Glas-Touchpad
Der mindestens 1.199 Euro teure Laptop präsentiert sich schon beim Auspacken wie aus einem Guss. Und das im wahrsten Sinn des Wortes, denn das Gehäuse des MacBooks ist tatsächlich aus einem Stück Aluminium herausgefräst. Nur der untere Deckel ist draufgeschraubt, dort findet man unter einer satt einrastenden Abdeckung auch Zugang zu Akku und Festplatte - Letzteres ist ein Novum im Vergleich zum alten MacBook oder dem iBook. Das dank der LED-Hintergrundbeleuchtung extrem dünne Display ist außen mit Aluminium, innen mit Glas zugedeckt und auf einer Länge von mehr als zwei Dritteln der Unterkante solide mit dem Computergehäuse verankert. Da wackelt nichts, da gibt nichts nach - alles bombenfest. Die Haptik ist ohne zu übertreiben mit keinem anderen Laptop am Markt vergleichbar. Das Beste kommt aber beim Zuschlagen - das "Plonk!" erinnert an den satten Türschlag eines Luxusautos, perfekt! Dasselbe gilt auch für die Tastatur, mit der Apple schon beim ersten MacBook Maßstäbe gesetzt hat, und die auch bei den neuen Modellen konsequent weiterentwickelt wurde. Im Dunkeln hilft beim neuen Modell jetzt die serienmäßig integrierte Tastaturbeleuchtung, mit der auch der Wechsel auf schwarze Tasten erklärbar wird. Warum das geliebte Apfelsymbol der Aufschrift „cmd“ weichen musste, bleibt hingegen ein Rätsel.

Wer schon beim Befummeln des Gehäuses ins Schwärmen kommt, wird sich beim neuen Touchpad einem Höhepunkt nähern. Das im Verhältnis zum Rest des Notebooks riesengroße Teil ist ein verglaster Aluminium-Druckschalter, auf dem die Finger wie auf Eis gleiten. Wer bisher mit der Taste klickte, wird aber eine kurze Umstellungszeit benötigen, da es für das neue Trackpad etwas mehr Kraft erfordert. Das „Killerfeature“ am gläsernen Bedienelement ist die erweiterte Gestensteuerung: Streicht man mit vier Fingern über das Trackpad, wird in OS X „Exposé“ aktiviert. Das heißt, alle geöffneten Fenster fächern sich auf bzw. klappen zur Seite und geben den Blick auf den Schreibtisch frei. Für Mac-User ist das ein großer Zeitgewinn.

Abzüge für das Spiegel-Display
Neben dem Unibody und dem Glas-Touchpad hatte Apple auch das neue 13,3-Zoll-Display mit LED-Hintergrundbeleuchtung als große Neuerung angepriesen. Auf den ersten Blick ist das Display tatsächlich so „gorgeous“, wie es Steve Jobs in seinem Vortrag bei der Präsentation anpries. Auch die Reaktionszeit ist beachtlich. Klappt man den Laptop aus dem Schlafmodus hoch, dauert es wirklich nur eine Schreckenssekunde, bis das Licht an ist und man arbeiten kann. Zu einem großen Teil hat das aber auch mit OS X zu tun. Bei Windows würde das reaktionsschnellste Display nichts helfen, wenn der PC nicht mitmacht. Im Unterschied zum Vorgänger hat sich beim neuen MacBook-Display jedoch der „Spiegeleffekt“ weiter erhöht. Das heißt, auch unter der Neonsonne im Büro kann man sich selbst im Display betrachten. Zudem ist die Leuchstärke so hoch, dass man nachts die Helligkeit drosseln muss, was stark zu Lasten des Kontrastes geht. Auch die Blickwinkelabhängigkeit ist schlechter als bem bisherigen MacBook-Display. Hersteller von Entspiegelungsfolien - allein ihre Existenz ist aus Konsumentensicht fast schon pervers - werden sich über das neue Display hingegen freuen. Was man am LED-Schirm trotzdem loben kann: Er verlängert die Akkulaufzeit um mehr als eine Stunde. Die versprochenen fünf Stunden Laufzeit waren im Test bei klassischer "Surfen, E-Mail, Musikhören"-Beanspruchung kein Problem.

Fazit: Die Überlegenheit Apples in Sachen Edel-Design gegenüber der Konkurrenz wird mit dem neuen MacBook einmal mehr deutlich gemacht. Das neue „Aus einem Guss“-Gehäuse macht das Arbeiten mit dem Notebook zum Hochgenuss, mit dem Glas-Touchpad samt der erweiterten Gestensteuerung ist man noch effizienter. Es gibt hier eigentlich keinen Grund mehr, eine Maus mitzuschleppen. Ihren Platz in der Laptoptasche sollte man jedoch für einen Hub freihalten - bei der mageren Ausstattung mit nur zwei USB-Schnittstellen wird man den nämlich unter Umständen brauchen. Zumal die Anschlüsse so knapp nebeneinander angeordnet sind, dass schon beim Einsatz eines DVB-T-Sticks oder eines klobigen USB-Sticks der zweite Steckplatz blockiert ist. Einen Minuspunkt gibt’s auch für das spiegelnde Display, das nahe an die Schmerzgrenze vorstößt. Wie so oft stellt sich beim Mac die Gretchenfrage: „Sag, wie hältst du’s mit Design?“ Im Fall des neuen MacBooks dürften Unibody und Glaspad die Schönheitsfehler bei der Ausstattung knapp wettmachen können.

Von Christoph Andert

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