Postamt-Kahlschlag

Linz macht Büchereien zu kleinen Postämtern

Oberösterreich
07.11.2008 14:17
In Linz könnten demnächst die städtischen Bibliotheken als Postaufgabestelle fungieren. Mit diesem Vorschlag hat Planungsstadtrat Klaus Luger (SPÖ) am Freitag auf Berichte über drohende Schließungen von Postämtern reagiert. Kritik am drohenden "Kahlschlag" in der ländlichen Infrastruktur kam in Oberösterreich sowohl von der SPÖ als auch von der ÖVP und den Grünen.

Luger lässt mit der Idee aufhorchen, die städtischen Bibliotheken könnten Aufgaben der Postämter übernehmen. "Das ist eine Lösung, die im ländlichen Raum bereits praktiziert wird und durchaus funktioniert." Es könne - "bei allem Verständnis für notwendige Optimierungen innerhalb des Filialnetzes" - nicht sein, dass Postämter ohne Ersatz geschlossen werden, so Luger. Daher bietet er an, dass die Bibliothekszweigstellen in Linz Aufgaben in Form einer Postpartnerschaft übernehmen. Derzeit gibt es in Oberösterreich 210 Postämter und 37 Post-Partner, in denen private Kooperationspartner oder Gemeindeämter die Serviceleistungen der Post anbieten.

"Klartext" in Regierungsverhandlungen
In den Regierungsverhandlungen müsse "Klartext" in der Sache geredet werden, verlangten Landeshauptmann Josef Pühringer und Landesrat Josef Stockinger (beide ÖVP). Infrastrukturminister Werner Faymann (SPÖ) solle den Post-Vorstand anweisen, die betroffenen Mitarbeiter sowie die Öffentlichkeit nicht länger im Unklaren zu lassen. Die gleiche Forderung erhob auch der stellvertretende Landesobmann des ÖAAB, Arbeiterkammer-Vizepräsident Helmut Feilmair.

Ackerl fordert Molterer zu Managementwechsel auf
Landesrat Josef Ackerl von der SPÖ will hingegen Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) in die Pflicht nehmen. Dieser sei als Eigentümervertreter der Republik aufgerufen, nötigenfalls das Management auszutauschen. Denn: "Für Massenschließungen braucht es kein teures Management", ist Ackerl von der Führungsetage der Post enttäuscht. Postämter seien "nicht nur irgendwelche Nahversorger, sondern darüber hinaus ein Symbol für die Sicherung der Lebensqualität im ländlichen Raum".

Attacke auf Lebensqualität
Sollten wirklich bis zu 400 Postämter geschlossen werden, um das Unternehmen auf die europaweite Liberalisierung der Postdienste 2011 vorzubereiten, "dann ist das ein untragbarer Anschlag auf die Lebensqualität der Oberösterreicher", kritisierten die Grünen. Für Landessprecher Landesrat Rudi Anschober und Wirtschaftssprecherin Landtagsabgeordnete Ulrike Schwarz steht Faymann vor dem "Elchtest" für seine Glaubwürdigkeit.

Postgewerkschaft meldet sich zu Wort
Auch die oberösterreichische Postgewerkschaft hat am Freitag die "Schließungswut" des Managements kritisiert. Sie sprach von "Kunden- und Mitarbeiterfeindlichkeit". Es sei in allen Postämtern genug Arbeit da, so Gewerkschaftsvorsitzender Gottfried Zauner. "Die Kollegen sind mehr als ausgelastet."

Wenige lukrative Geschäfte in kleinen Filialen
Beschäftigte in kleineren Filialen würden ständig unter Druck gesetzt, weil es dort selten zu lukrativen Geschäftsanbahnungen komme, so Zauner. "Viel Laufkundschaft bringt zwar viel Arbeit, aber wenig Verdienst." Leute würden massenhaft Briefe aufgeben oder abholen, es gebe aber keine Diskretionszonen für Beratungsgespräche. "Daher kommt es zu wenig gewinnbringenden Geschäftsabschlüssen, etwa im Finanzbereich", erklärte der Vorsitzende. Die Mitarbeiter könnten nichts dafür, dass die Infrastruktur schlecht sei, würden aber massiv kritisiert.

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