4-Mio.-Dollar-Spot

Mega-Werbespot von Obama auf drei US-Sendern

Ausland
30.10.2008 15:15
Sechs Tage vor der US-Wahl hat sich der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama in einem 30 Minuten langen TV-Werbespot - auf krone.tv gibt's ihn in voller Länge (um ihn anzusehen, einfach auf das Play-Symbol oben klicken) - zur besten Sendezeit an die Wähler gewandt. Die Ausstrahlung des Werbefilms bei gleich drei TV-Sendern am Mittwochabend hat etwa vier Millionen Dollar gekostet, finanziert wurde der Spot durch Spenden. Wenig später trat auch Ex-Präsident Bill Clinton erstmals gemeinsam mit Obama bei einer Wahlkampfveranstaltung auf. Vor begeisterten Anhängern der Demokraten im US-Staat Florida bezeichnete Clinton seinen schwarzen Parteifreund als die "Zukunft Amerikas".

In dem emotionalen Wahlwerbespot - laut US-Medien der teuerste in der Geschichte - verbindet Obama Geschichten von den Nöten der Durchschnittsamerikaner ausführlich mit seinem politischen Programm. Szenen aus seiner Jugend und seinem Familienleben wechselten sich mit Redeausschnitten und Urteilen von politischen Freunden über den 47-Jährigen ab.

Rettungsplan für Mittelschicht 
"Ich werde kein perfekter Präsident sein", sagte Obama an die Zuschauer gewandt. "Aber eines kann ich Ihnen versprechen: Ich werde Ihnen immer sagen, was ich denke und wo ich stehe." Er wiederholte seine zentralen Wahlkampfaussagen und versprach angesichts der Finanzkrise einen Rettungsplan für die Mittelschicht. Als eine abschließende Zusammenfassung seines Wahlkampfs bezeichneten Berater Obamas die auch für US-Verhältnisse ungewöhnliche Werbekampagne. Die Spots bei CBS, NBC und Fox kosteten etwa vier Millionen Dollar.

"Perfekte" Produktion
Das mit ruhiger Musik unterlegten "Infomercial" - eine Mischung aus Werbung und Information - endete mit einer Schaltung zu einem Live-Auftritt Obamas in Florida. Ein Kommentator des US-Fernsehsenders MSNBC nannte die Produktion "perfekt": "Man muss schon ein harter Knochen sein, wenn man davon nicht gerührt war." Eine Szene zeigte den Kandidaten in einem Büro, das sehr dem Oval Office im Weißen Haus ähnelte. Ein Korrespondent des US-Magazins "Newsweek" meinte, nichts sei dem Zufall überlassen worden. Die vorgestellten Amerikaner kämen alle aus Staaten, in denen die Wahl entschieden werde.

Allein in den vergangenen drei Wochen ließ Obama USA-weit 140.000 TV-Spots auf die Zuschauer niederprasseln. Aneinandergereiht würden die Filmchen 53 Tage dauern, errechnete die "New York Times".

McCain: "Flache Wohlfühl-Werbung"
Obamas republikanischer Rivale John McCain schaltete unmittelbar nach der Ausstrahlung des 30 Minuten langen Films einen eigenen Werbespot, in dem er erneut bezweifelte, dass der schwarze Senator für das höchste Staatsamt bereit sei. Er verspottete dessen Sendung als "flache Wohlfühl-Werbung", die mit gebrochenen Versprechen bezahlt worden sei. Obama fehle, was gebraucht werde, "um Amerika vor Terroristen zu schützen", sagte McCain, der später in der CNN-Sendung "Larry King Live" auftrat.

Bill Clinton wirbt für Obama
Bei dem gemeinsamen Wahlkampfauftritt in Orlando rief Billl Clinton die demokratischen Parteianhänger dazu auf, noch unentschlossene Wähler für Obama zu mobilisieren. Er habe nicht nur die bessere Philosophie und Politik, sondern auch die besseren Möglichkeiten, Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen. Zugleich griff Clinton die amtierende Regierung von Präsident George W. Bush an, unter deren Politik vor allem die Mittelschicht gelitten habe. Clinton war ein angespanntes Verhältnis zu Obama nachgesagt worden, nachdem dieser Clintons Frau Hillary im erbittert geführten parteiinternen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten ausgestochen hatte.

Umfragen: Obama klar vorne
Die Umfragen sehen Obama erwartungsgemäß weiter klar vorn. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Befragung von Reuters, Zogby und C-Span lag der Demokrat landesweit sieben Prozentpunkte vor McCain - nach fünf Punkten Mitte der Woche. Genau die Hälfte der Wähler würde demnach für den schwarzen Senator aus Illinois stimmen, 43 Prozent würden McCain wählen. Nur mehr zwei Prozent zeigten sich unentschlossen.

Derartige Umfragen ergeben in den USA zwar nur eine grobe Tendenz, weil der US-Präsident nicht direkt vom Volk, sondern indirekt über Wahlmänner nach getrennten Abstimmungen in den einzelnen Staaten bestimmt wird. Allerdings zeichnet sich in Umfragen der Nachrichtenagentur AP mit dem Institut GFK auch in immer mehr Einzelstaaten ein Sieg Obamas bei der Wahl am kommenden Dienstag ab. Er hat demnach in vier Staaten, bei denen die Republikaner traditionell eine solide Mehrheit hatten, mit jeweils sieben bis zwölf Prozentpunkten die Nase vorn: Und zwar in Ohio, Nevada, Colorado und Virginia.

Selbst in McCains Heimatstaat Arizona ist sein Sieg gefährdet. In der AP-GfK-Umfrage beträgt sein Vorsprung gerade einmal zwei Prozent, was innerhalb der Fehlerquote von drei Prozent liegt. "Wenn sie an Wunder glauben", sagt der republikanische Berater Joe Gaylord, "dann glauben sie weiter an McCain". Auszuschließen ist ein Stimmungswandel in der Tat nicht. Schon oft wendete sich das Blatt in diesem US-Wahlkampf. So wurde McCain zu Beginn seines Wahlkampfs von Experten schon abgeschrieben. Auch Obama galt als Underdog im Kampf gegen Hillary Rodham Clinton. Anderseits sagten ihm Umfragen einen Sieg bei den Vorwahlen in New Hampshire voraus, wo dann doch Clinton gewann.

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