Surfen wie in China

Mit Firefox-Erweiterung hinter die “Große Firewall”

Web
29.10.2008 13:55
Mit der Firefox-Erweiterung "China Channel" ist es ab sofort auch westlichen Websurfern möglich, durch das chinesische Internet zu surfen - inklusive Zensur! Die Hongkonger Programmierer wollen Menschen außerhalb des kommunistisch geführten Landes die Chance geben, die Mechanismen der Zensur beim Surfen kennenzulernen, mit denen chinesische User tagtäglich konfrontiert sind. Die Firefox-Erweiterung routet die Anfragen im Webbrowser zu diesem Zweck über einen Proxy-Server in China. Der Rechner erhält somit eine chinesische IP-Adresse und der User befindet sich surf-technisch innerhalb der "Großen Firewall".

Das Surfen im chinesischen Web gestaltet sich durchaus mühsam. Seiten, die bestimmte Stichwörter wie "Dalai Lama", "Tiananmen", "Democracy" oder regimekritischen Inhalt enthalten, können gar nicht aufgerufen werden. Websites westlicher Tageszeitungen und Magazine sowie News-Portale werden ebenfalls umfassend geblockt. Der Browser zeigt stattdessen, dass die Verbindung während des Aufbaus unterbrochen wurde oder weist auf einen Server-Error hin. Selbst auf jenen Seiten, die von der chinesischen Zensur als in Ordnung befunden werden, gestaltet sich das Surfen für europäische Ansprüche aufgrund der langsamen Verbindungsgeschwindigkeit mühselig.

Die bei der Erweiterung verwendete Methode, den Datenverkehr über einen Proxyserver zu leiten und somit eine chinesische Identität anzunehmen, kann auch umgekehrt verwendet werden. So kann die "Große Firewall" etwa umgangen werden, indem innerhalb Chinas eine verschlüsselte Verbindung mit einem Proxy-Server außerhalb des Landes hergestellt wird. Allerdings ist diese Methode auch den Zensoren bekannt, weshalb diese versuchen, den Verbindungsaufbau zu verhindern oder zumindest zu erschweren. Eine andere Methode, die vor allem westliche Geschäftsleute nutzen, ist, eine gesicherte VPN-Verbindung zum Firmennetzwerk in der Heimat herzustellen.

Die Entwickler der Firefox-Erweiterung (siehe Infobox) wollen die Unterschiede zwischen den Internet-Welten auch in Form von Installationen demonstrieren. Ihre Web-2.0-Gallery besteht aus zwei Rechnern, die mit einer modifizierten Maus zugleich bedient werden können. Während einer mit einer IP-Adresse aus Hongkong einen relativ unbeschränkten Zugang auf die Online-Enzyklopädie Wikipedia hat, wird der Zugriff von einem zweiten Rechner mit chinesischer IP-Adresse aus geblockt.

Zensur mit Hilfe westlicher Technologie
In ihrer Kritik an den Zensurmaßnahmen halten sich die Entwickler aus Hongkong auch bei westlichen Unternehmen nicht zurück. Immerhin werde die "Große Firewall", die 1,3 Milliarden Chinesen umgibt, mithilfe westlicher Technologie umgesetzt, die von Cisco, Google oder Yahoo geliefert wird, schreiben die Programmierer von "China Channel". (pte)

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