Abschied von Zilk

Helmut Zilk wird am 8. November beerdigt

Wien
28.10.2008 18:03
Die Details zur Beerdigung des verstorbenen Wiener Altbürgermeisters und "Krone"-Ombudsmans Helmut Zilk stehen fest. Zilk wird am 8. November im Stephansdom aufgebahrt, von 9 bis 12 Uhr besteht dort die Möglichkeit, sich im Kondulenzbuch einzutragen. Nach einer Trauersitzung im Rathaus wird Kardinal Christoph Schönborn um 14 Uhr das Requiem im Stephansdom zelebrieren, um 16 Uhr wird Zilk in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Zuvor kann die Bevölkerung von Zilk Abschied nehmen. Zilks Sarg wird am 6. und 7. November jeweils von 10.30 bis 18 Uhr in der Volkshalle des Rathauses aufgebahrt.

Helmut Zilk starb Freitag früh im Alter von 81 Jahren im Wilhelminenspital an Herzversagen. Er sei "friedlich entschlafen", hieß es aus dem Krankenhaus. Zilk war von 1983 bis 1984 Bundesminister für Unterricht und Kunst und danach für zehn Jahre Bürgermeister der Bundeshauptstadt.

Nach Zilks Tod herrschte große Betroffenheit. So kondolierte die "Krone"-Ombudsmanredaktion mit den Worten: "Ein großes Herz schlägt nicht mehr". Auch "Krone"-Herausgeber Hans Dichand trauert um den Politiker und Freund (die Reaktionen findest du im Video und in der Infobox). Es gibt auch die Möglichkeit, auf elektronischem Weg Abschied vom populären SPÖ-Politiker zu nehmen. Auf der Stadt-Wien-Homepage (Link siehe Infobox) kann man sich online ins Kondulenzbuch für Helmut Zilk eintragen.

Tod kam überraschend
Für die behandelnden Ärzte war der Tod des Wiener Altbürgermeisters nicht vorhersehbar. Zilk war vor drei Wochen, nach einem Aufenthalt in Portugal, wegen einer infizierten Wunde ins Wilhelminenspital eingeliefert worden und befand sich nach einer Operation wieder am Weg der Besserung, so der behandelnde Arzt Kurt Huber. Am Freitagmorgen hätte die chirurgische Nachbehandlung abgeschlossen werden sollen - vor der Behandlung starb Zilk an Herzversagen.

"In so einem Zustand ist auch der Arzt hilflos"
Ein Zusammenhang zwischen der Infektion und dem Herzversagen bestand laut Huber nicht. Daher sei der Tod unerwartet gekommen, auch weil im Rahmen der zweimal täglich notwendigen Dialyse keine Kreislaufprobleme aufgetreten seien. Todesursache war, dass der Impuls des Herzschrittmachers vom Herzen nicht mehr umgesetzt wurde. "Der Herzschrittmacher funktioniert, der Schrittmacher sagt dem Herzen, kontrahier' dich, zieh' dich zusammen, aber das Herz tut nichts mehr. In so einem Zustand ist auch der Arzt hilflos", sagte Huber. Als Todeszeitpunkt nannten die Ärzte 7.20 Uhr - den Zeitpunkt, als die Wiederbelebungsversuche eingestellt wurden.

Keine Stellungnahme der Witwe
Zilks 69-jährige Witwe Dagmar Koller ließ über Huber ausrichten, dass sie keine Stellungnahme abgeben wolle. Sie bedanke sich aber für die vergangenen Wochen, "wo man trotz des großen Interesses an Dr. Zilk sich sehr zurückgehalten hat, seitens der Presse", betonte Huber. 

Koller gehe es "nicht gut, das kann man sich sehr gut vorstellen", sagte Huber. "Sie hat ja auch nicht damit gerechnet, dass etwas passiert. Sie hat schlecht geschlafen und Vorahnungen gehabt, es könnte was schief gehen, aber das war nicht das erste Mal", so der Arzt. Nach dem Tod Zilks habe man einen Freund verständigt, Koller habe "sehr gefasst" auf die Nachricht reagiert.

Helmut Zilks Leben
Geboren wurde Helmut Zilk am 9. Juni 1927 im Arbeiterbezirk Favoriten. Er besuchte die Lehrerbildungsanstalt, ab 1947 war er Volks-, dann Hauptschullehrer und absolvierte parallel dazu das Studium der Pädagogik, Germanistik, Psychologie und Philosophie. 1946 wurde er Mitglied des Sozialistischen Lehrerverbandes, 1950 trat er der SPÖ bei.

1955 wechselte Zilk zum Rundfunk. Erst freier Mitarbeiter für Jugendsendungen, baute er ab 1959 federführend das Schulfernsehprogramm auf. Bald begann er als Ombudsman und wurde mit den "Stadtgesprächen", später auch mit "In eigener Sache" bekannt. Von 1967 bis 1974 war er Programmdirektor im ORF. Danach setzte er seine Tätigkeit als Ombudsman bei der "Kronen Zeitung" fort. Eine Niederlage erlitt Zilk 1978, als er an Gert Bacher als SP-Kandidat für die ORF-Spitze scheiterte. Dennoch wurde 1978 ein gutes Jahr für den Medienmenschen: Er heiratete seine dritte Ehefrau, den Operetten-und Musicalstar Dagmar Koller.

Ab 1984 Wiener Bürgermeister
1979 machte ihn der damalige Wiener Bürgermeister Leopold Gratz zum Kulturstadtrat. Fred Sinowatz holte Zilk dann 1983 als seinen Nachfolger ins Unterrichtsministerium. Doch bereits ein Jahr später kehrte Zilk ins Rathaus zurück, und zwar an die Spitze. Als kongenialer Partner des Wiener Bürgermeisters fungierte in dieser Zeit als Vizebürgermeister und SP-Chef Hans Mayr. Als dieser 2006 starb, verabschiedete sich Zilk beim Begräbnis von einem "Lebensfreund" und seinem "anderen Ich".

Ein besonderes Anliegen als Bürgermeister war Zilk das Stadtbild: Ob es die Bekleidung der Fiaker, das Orange der Müllabfuhr oder die Plakatflut war: Zilk kümmerte sich gerne persönlich um diese Fragen. Stets setzte er sich vehement für Ideen ein, die er für gut und richtig hielt - auch wenn sie von anderen Fraktionen oder Parteien kamen. In seine Ära fielen unter anderem der U-Bahnausbau, eine große Wohnbau- und Stadterneuerungsoffensive, die Modernisierung der Müllverbrennungsanlagen sowie die Eröffnung des neuen AKH.  

Bei seinen ersten Kommunalwahlen 1987 wurde Zilks Einsatz von den Bürgern noch mit einer hohen Mehrheit von fast 55 Prozent für die SPÖ belohnt. Weniger gut lief es 1991, als die SPÖ im "Roten Wien" an Stimmen erstmals unter die 50-Prozent-Marke rutschte. Eine schwere Niederlage schließlich brachte die Expo-Volksbefragung, bei der die Wiener trotz der massiven Werbung ihrem Bürgermeister die Weltausstellung ablehnten.

Opfer der Briefbombenserie
Im Dezember 1993 wurde Zilk ein Opfer der ersten Briefbombenserie. Die von der Explosion schwer getroffene linke Hand trug er seither meist in zur Krawatte passender Seide gehüllt. Auch vor zwei Jahren - kurz vor seinem 79. Geburtstag - erlebte er dramatische Wochen: Nach der Implantation eines Herzschrittmachers verschlechterte sich sein Zustand. Zilk musste vorübergehend in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden. Seither war er auch Dialyse-Patient.

"Zilk gibt's nur einen"
Seiner Bekanntheit und Wirkung in der Öffentlichkeit war sich Zilk stets bewusst, Bescheidenheit war dabei nicht immer die oberste Maxime. So stellte er anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 2007 klar, was auf seinem Grabstein stehen sollte: "Nur Zilk. Der Name reicht. Denn es ist ja so: Professoren gibt's Hunderttausende, Direktoren und Hofräte gibt's ein paar Zehntausend, aber Zilk gibt's, außer meinem Sohn und meinem Enkel, nur einen."

Reaktionen zum Ableben Helmut Zilks findest du in der Infobox.

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