Abwärts ohne Ende

Nikkei-Index so schwach wie seit 1982 nicht mehr

Ausland
27.10.2008 13:23
Trotz weiterer Staatshilfen in Japan und einer massiven Zinssenkung in Südkorea haben die Börsen in Fernost zum Wochenauftakt erneut einen Absturz erlebt. Der Tokioter Leitindex fiel am Montag zeitweise so tief wie seit 26 Jahren nicht mehr. Er schloss nur wenige Zähler über dem Stand von 1982 - als Ronald Reagan Präsident der USA war und Sony seinen ersten CD-Player herausbrachte. Die meisten anderen Märkte in Fernost folgten Japan auf dem Fuß, nur Südkorea konnte sich angesichts des erwarteten Won-Segens in den positiven Bereich retten und schloss fester.

In Tokio gab der Nikkei-Index nach kräftigen Anfangsgewinnen an einem bisweilen chaotischen Handelstag 6,4 Prozent auf 7.162 Zähler ab. Der breiter gefasste Topix-Index ging mit einem Minus von 7,4 Prozent bei 746 Punkten aus dem Handel. Die Börse in Taiwan hielt ihre Verluste unter fünf Prozent, in Singapur sammelte sich ein Minus von mehr als acht Prozent an. Kleinere Börsen wie jene von Manila gingen vollends in die Knie und verzeichneten Einbußen von mehr als zwölf Prozent. Händler sprachen von einem Blutbad. "Es wurde alles quer Beet verkauft", sagte ein Anleger. Auch die Märkte in Shanghai und Hongkong tendierten tief in den roten Zahlen.

Südkorea stemmt sich gegen Krise
Nur Südkorea konnte sich nach einer Talfahrt bis auf minus fünf Prozent in den letzten Handelsminuten mit dem Zinsaufwind für die Banken ins Plus retten. Der Leitindex von Seoul ging mit 0,8 Prozent aus dem Handel. Die Zentralbank hatte sich zuvor mit der größten Zinssenkung in ihrer Geschichte gegen die Folgen der Finanzkrise gestemmt. In einer Sondersitzung nahm sie den Schlüsselzins um 75 Basispunkte auf 4,25 Prozent zurück. Dies ist der größte Schritt seit Beginn der Zinspolitik der Bank im Jahr 1999.

In Japan prägten wachsende Sorgen über einen hohen Kapitalbedarf einheimischer Banken das Geschäft. Daneben lasteten auch schwindende Wachstumsaussichten großer Export-Konzerne wie Canon auf dem Markt. Da der japanische Yen sich gegenüber dem Dollar verteuerte, rechneten die Händler mit schlechten Exportgeschäften der Börsenschwergewichte. Canon-Anteile verbilligten sich um knapp elf Prozent.

Japanische Banken "leiden" 
Die Aktien großer japanischer Banken verloren bis zu 15 Prozent. Anleger fürchteten, dass die Institute Milliarden Dollar brauchen, um die Folgen der Krise abzufedern. Allein der größte Kreditgeber des Landes, die Mitsubishi UFJ-Finanzgruppe, erwägt nach Angaben aus Finanzkreisen eine Kapitalerhöhung um umgerechnet knapp 9 Milliarden Euro. Die Nummern zwei und drei am japanischen Bankenmarkt benötigen Medienberichten zufolge jeweils rund 4,3 Milliarden Euro. Zwar leiden Japans Banken nicht unter faulen Krediten wie die Institute aus den USA. Ihnen macht jedoch der Kursverfall der Aktien zu schaffen, da die Geldhäuser halten seit jeher hohe Anteile an den Aktien ihrer Unternehmenskunden.

Die japanische Regierung stellte Banken und Finanzmärkten ein Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der Wirtschaft in Aussicht. Demnach will die Regierung ihr Programm zur Kapitalaufstockung der Banken ausdehnen. Zudem soll es strengere Regeln gegen Leerverkäufe von Aktien geben, um die anhaltende Talfahrt der Kurse zu stoppen.

G-7 bekräftigen Schulterschluss
Unterstützung für den Yen lieferten die sieben wichtigsten Industriestaaten (G-7), die ihren Schulterschluss gegen zu starke Wechselkursschwankungen bekräftigten und dabei besonders die japanische Währung erwähnten. In einer in Washington verbreiteten Erklärung hieß es am Montag, die G-7-Staaten seien "besorgt über die jüngsten übertriebenen Schwankungen im Yen-Kurs und ihre denkbaren negativen Folgen für die Stabilität von Wirtschaft und Finanzen". Die Finanzminister und Notenbanken kündigten an, die Situation weiter zu beobachten "und zusammenzuarbeiten".

Dies schürte die Spekulationen über eine weitere konzertierte Zinssenkung, wie sie vor drei Wochen die Europäische Zentralbank, die US-Notenbank Fed, die Bank of England sowie die Notenbanken der Schweiz, Kanadas und Schwedens vorgenommen hatten. Der britische Premierminister Gordon Brown deutete diese Möglichkeit an: "Die Inflation geht in den kommenden Monaten zurück und das gibt den Währungshütern weltweit den Spielraum, eine Entscheidung über die Zinssätze zu treffen", sagte Brown einem BBC-Bericht vom Montag zufolge am Wochenende in Schottland.

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