Welle der Gewalt

Kroatischer Journalist Pukanic bei Attentat getötet

Ausland
24.10.2008 12:49
Der bekannte kroatische Journalist und Zeitungsverleger Ivo Pukanic ist bei einem Anschlag in der Zagreber Innenstadt am Donnerstagabend getötet worden. Bei der Explosion einer Bombe kam auch der Marketingdirektor der Wochenzeitung "Nacional", Niko Franjic, ums Leben. Zwei Mitarbeiter der Wochenzeitung, deren Direktor Pukanic war, wurden verletzt. Der kroatische Präsident Stjepan Mesic und Premier Ivo Sanader sprachen von "Terrorismus".

Nach ersten Erkenntnissen detonierte die Bombe entweder unter dem Toyota Lexus von Pukanic oder in einem Müllcontainer, der sich unmittelbar neben dem Fahrzeug befand, berichteten kroatische Medien. Die Bombe explodierte etwa um 18.25 Uhr, als sich Pukanic und Franjic dem Auto näherten. Augenzeugen berichteten von einer sehr lauten und starken Detonation, die umliegende Fenster beschädigte.

Personenschutz erst kürzlich aufgehoben
Der in der Öffentlichkeit umstrittene 47-jährige Pukanic, Vorsitzender der NCL-Media-Gruppe, war schon im vergangenen April vor seinem Wohnhaus in Zagreb Ziel eines Attentats. Damals hatte ein Unbekannter aus kürzester Distanz auf Pukanic geschossen, ihn aber nach Angaben des Journalisten verfehlt. Daraufhin bekam er Polizeischutz, der aber vor zwei Monaten in Vereinbarung mit Pukanic aufgehoben wurde, erklärte der kroatische Innenminister Tomislav Karamarko.

Mit dem Anschlag auf Pukanic und Franjic sei "Terrorismus auf den Straßen Zagrebs" eingekehrt, erklärte Mesic in einer ersten Reaktion laut Zagreber Medien. Die kriminelle Unterwelt habe den Rechtsstaat mit noch nie dagewesenen Herausforderungen konfrontiert. Jeder Bürger Kroatiens frage jetzt mit Recht: "Wer ist der Nächste?".

Mesic: "Gesellschaft muss einheitlich sein"
Der Staat müsse auf den Terrorismus mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln antworten. Er habe für Freitag den Nationalen Sicherheitsrat einberufen, in dessen Rahmen auch Vertreter der Parlamentsparteien teilnehmen würden, sagte Mesic. "Das ist der Zeitpunkt, zu dem unsere Gesellschaft einheitlich sein muss. Die Frage lautet: Wir oder sie, wobei ´wir´ Rechtsstaat, Funktionieren der Verfassungsinstitutionen und Sicherheit der Bürger bedeutet und ´sie´ Kriminelle, Terroristen und Mafiosi", wurde der Präsident zitiert.

Zeit zum Warten gebe es keine mehr. Er erwarte und fordere von allen relevanten Institutionen, dass sie mit aller Verantwortung ihre Pflichten erfüllen - "der Tatsache bewusst, dass innerer Frieden und Sicherheit aller Bürger ihr größtes Ziel sind".

Sanadar: "Kroatien nicht Beirut"
"Wir werden nicht erlauben, dass Kroatien Beirut wird", betonte Premier Ivo Sanader. Man werde alles unternehmen, um den Fall zu lösen. "Es handelt sich nicht nur um eine Frage der Abrechnung. Das ist etwas, gegen das wir alle gemeinsam in Kroatien aufstehen müssen. Wird der Rechtsstaat oder werden Mafia und Terrorismus siegen? Ich bin überzeugt, dass es der Rechtsstaat sein wird", sagte Sanader.

Das Attentat auf Pukanic reiht sich in eine Serie von Anschlägen, die das EU-Beitrittskandidatenland in jüngster Zeit erschüttert hatten. Anfang Oktober war die Tochter des Anwalts des von Österreich an seine Heimat ausgelieferten kroatischen Ex-Vizeverteidigungsministers Vladimir Zagorec in Zagreb ermordet worden.

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