Der Grazer Arzt, der an der Universitätsklinik und in seiner Privatpraxis arbeitete, war bekannt dafür, eher brusterhaltend zu behandeln, während einige Kollegen Amputationen für sicherer hielten. Nachdem es immer wieder zu Streitigkeiten mit Kollegen gekommen war, begann man seitens des LKH intern zu ermitteln. Als sich herausstellte, dass bei einer Patientin einige Tupfer in der Brust vergessen worden waren, wurde der Arzt suspendiert.
Arzt ortet Intrige
Er fühlte sich größtenteils nicht schuldig, erst am dritten Verhandlungstag räumte er ein, im Falle der Tupfer sowie bei zwei weiteren Patientinnen Fehler begangen zu haben. Insgesamt sah er sich aber als Oper einer Intrige, da er ein Brustkrebs-Zentrum am LKH installieren wollte. "Zwei bis drei andere Kollegen befürchteten, dadurch Patientinnen zu verlieren", meinte der Arzt.
Unterlagen manipuliert
Zum Vorwurf der nachträglich veränderten Patientenunterlagen bekannte er sich aber nach wie vor nicht schuldig. Der Richter hielt ihm vor, dass ein Aufklärungsblatt, das nachweislich aus dem Jahr 2005 stammt, unmöglich einer Patientin im Jahr 2003 vorgelegt werden konnte, wie es der Angeklagte behauptet hatte. Darauf wusste der Mediziner keine Antwort, ebenso wenig, wieso die Unterschrift einer der Patientinnen offenbar auf die Unterlagen kopiert worden war. "Das schaut aus, als hätten Sie das ausgeschnitten und dort hinaufgeklebt", mutmaßte Richter Martin Wolf.
Immer wieder Probleme
"Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?", wollte der Richter vom Leiter der Onkologie der Universitätsklinik, Hellmut Samonigg, wissen. "Über viele Jahre konfliktfrei, dann aber zunehmend problematisch", so der Befragte. Es habe immer wieder Diskussionen über seine Methoden gegeben, weil er nach Meinung anderer Ärzte Tumore oft nicht so großzügig entfernte, wie es aus ihrer Sicht nötig gewesen wäre.
"Ich bin nicht unfehlbar"
Trotzdem vertrauten ihm viele betroffene Frauen: "Er hat Charisma und viele Patientinnen sind heute noch überzeugt, dass das, was er macht, richtig ist", meinte der Arzt. "Wem sonst sollte man vertrauen, wenn nicht einem solchen Arzt?", meinte Staatsanwalt Heinrich Bubna-Litic (im Bild) in seinem Schlussplädoyer. "Ich bin nicht unfehlbar", meinte dagegen der Arzt in seinem Schlusswort.
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