Innovatives Projekt

Windkraft bringt Skifahrer auf den Berg

Steiermark
22.10.2008 18:07
Wer diesen Winter am weststeirischen Salzstiegl im Bezirk Voitsberg mit dem Schlepplift fährt, wird wahrscheinlich vom Wind gezogen: Eine Windkraftanlage versorgt seit Herbst 2007 das gesamte Skigebiet mit elektrischem Strom, der Überschuss wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Betreiber und Errichter sprechen vom "ökologischen Skifahren". Nun überlegt man auch in anderen österreichischen Skigebieten, die Energieversorgung durch Windkraft sicherzustellen.

Rund 2,2 Millionen Euro hat die Errichtung der Anlage - sie ist 105 Meter hoch und hat eine Nennleistung von 1,5 Megawatt - ihren Betreiber Friedl Kaltenegger gekostet. Förderungen vom Land Steiermark gab es keine, ansonsten könnte der ins Netz eingespeiste Strom nicht mit dem erhöhten Tarif laut Ökostromgesetz abgegolten werden. Kaltenegger schätzt die Amortisationszeit auf rund 15 Jahre.

Mehr Strom produziert als benötigt
Im ersten Jahr haben sich für den Betreiber die Erwartungen erfüllt: Nur an drei Tagen stand die Anlage wegen Eiswurfgefahr still. Ein Eisdetektionssystem erkennt das Sicherheitsrisiko, die Anlage wird automatisch ausgeschaltet. Zudem wurde im ersten Jahr weit mehr Strom produziert (rund 690 Megawatt von Dezember 2007 bis März 2008), als das Skigebiet zur Selbstversorgung benötigen würde. Eine Energieunabhängigkeit ist dennoch nicht gegeben: An Tagen mit geringem Wind muss Strom aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen werden.

Laut einer vom steirischen Unternehmen Ecowatt, einem der Errichter der Windkraftanlage, durchgeführten Touristenbefragung am Salzstiegl und am Lachtal (der Strom des dortigen Windkraftwerks fließt wie in einigen anderen Alpinorten zur Gänze ins öffentliche Netz) fühlen sich mehr als 90 Prozent der Gäste von der Anlage nicht belästigt. Gegner des Projekts finden sich laut Kaltenegger eher in der lokalen Bevölkerung.

Zweite Windkraftanlage in Planung
Am Salzstiegl plant man mittlerweile eine zweite Windkraftanlage. Auch andere Liftbetreiber (aus Vorarlberg, Salzburg und Kärnten) haben bereits konkrete Pläne und informierten sich in der Vorwoche bei einer Tagung am Salzstiegl über diese Art der Energieversorgung. Hauptgrund für das Interesse sind laut Ecowatt-Geschäftsführer Otmar Frühwald die ständig steigenden Energiekosten. Zwar seien Windkraftwerke nicht überall im alpinen Bereich sinnvoll, in Skigebieten sei die Infrastruktur (Straßen, Stromnetz etc.) aber bereits vorhanden und die Landschaft nicht mehr unberührt.

Sensibles Thema
Dennoch bleiben Windkraftanlagen ein sensibles Thema, bestätigte Gerhard Ulz, Geschäftsführer des Landesenergievereins Steiermark. Als etwa in Zusammenarbeit mit alpinen Vereinen eine Karte von steirischen "Windeignungsgebieten" erstellt wurde, hätten sich sofort Bürgerinitiativen gegen mögliche Projekte gebildet. Dennoch will der Verein, dessen Obmann der steirische Umweltlandesrat Manfred Wegscheider (SPÖ) ist, Liftbetreiber von der Sinnhaftigkeit dieser Energiegewinnung überzeugen und bei den notwendigen Windmessungen helfen. Für Ulz wäre eine Windkraftanlage in Schladming bis zur Skiweltmeisterschaft 2013 wünschenswert, er ist aber skeptisch.

Europaweit ist Salzstiegl ebenfalls Innovator. Frühwald ist nur ein weiterer Skiort bekannt, wo Windenergie zur Eigenversorgung gewonnen wird: Olostunturi in Finnland. Anders die Situation in den USA: Das größte US-Skiressort, Vail, deckt laut eines Berichts der Fachzeitschrift Medianet 100 Prozent seines Energiebedarfs mit Wind.

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