"[ein]geprägt"

Christoph Feurstein über Täter, Opfer, Menschen

Adabei
22.10.2008 10:36
Natascha Kampusch, die Affäre um Kardinal Hans Hermann Groer, Berichte über Kinderschänder und Abschiebungen - ORF-Journalist Christoph Feurstein hat seine beruflichen Erfahrungen mit Kriminalfällen und menschlichen Schicksalen in einem Buch zusammengefasst. Anhand zehn exemplarisch ausgewählter Geschichten schildert der Redakteur darin seine Eindrücke und die Geschichten der Betroffenen. Am Dienstagabend wurde das Buch in Wien präsentiert.

"[ein]geprägt - Täter Opfer Menschen" so der Titel des 221-seitigen Buches, in dem Feurstein auch den Tod von Baby Iris Maria nach Misshandlungen durch den Vater, seine Begegnung mit dem KZ-Überlebenden Adolf Burger oder das Leben von Domina "Alice" und "Madame Sue" beleuchtet. Über den Höhepunkt seiner bisherigen Karriere - das erste Interview mit Natascha Kampusch spricht der Journalist in dem letzten Kapitel seines Buches: "Ich bin davon überzeugt, ein Interview mit einem Gewaltopfer ist niemals ein Wunschkonzert. Hier geht es darum, was die Betroffene zu sagen bereit ist. Das Opfer gibt den Ton an, niemand sonst."

"Nichts Schlimmeres, als mitten in Leid zu platzen"
Bereits kurz nach der Entführung besuchte und interviewte der Journalist Natascha Kampuschs Familie zum ersten Mal: "Es gibt kaum Schlimmeres, als mitten in das Leid zu platzen, nach Gefühlen und Ängsten zu fragen", schreibt der ORF-Redakteur. "Ich bin mit meinen 25 Jahren das jüngste Mitglied von 'Thema', also trifft es mich."

17 Beiträge drehte Feurstein in Folge bis zur Flucht von Natascha Kampusch im Jahr 2006. Ihre Geschichte sowie seine Eindrücke der zahlreichen Besuche und Drehs beschreibt er auf 29 Seiten, auch die beruflichen Hintergründe seiner Rolle als Journalist kommen nicht zu kurz. Feurstein berichtet vom "Nervenkrieg", das erste Interview zu bekommen, und "Groupies", die ihm auf der Straße um den Hals fallen.

"Vieles kann auch ich nur vermuten - und das ist gut so"
"Wäre Natascha Kampusch nicht die Persönlichkeit, die sie ist, wäre das Interesse an ihr schon längst verschwunden", ist Feurstein überzeugt. Hätte sie das Opfer dargestellt, das sich die Öffentlichkeit wünscht, gäbe es keine Schlagzeilen mehr." Vehement spricht sich der ORF-Redakteur gegen die Aufdeckung intimer Details gegen den Wunsch von Natascha Kampusch aus: "Vieles kann auch ich nur vermuten - und das ist gut so."

Bild (c) ORF/Ali Schafler, "Thema spezial - Der Fall Kampusch"

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(Bild: kmm)



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