Eine 13-jährige Gorilladame im Zoo von Kent war Forschungsobjekt für Gilian Sebestyen Forrester. Die Psychologin, die sich seit vier Jahren intensiv mit Menschenaffen beschäftigt, erfasste ihre Verständigung über Videoaufnahme. Anschließend entschlüsselte und analysierte sie die einzelnen Signale.
Anstatt jedoch Verhaltensweisen nach dem persönlichen Forscherempfinden zu interpretieren, brach Forrester die Zeichensprache in eine Sequenz der Grundelemente Blick, Gesichtsausdruck und Körperbewegung herunter. Registriert hätte sie dabei "Handbewegungen, Sozialpartner oder den Umgang mit Objekten". Sie fand dabei bestimmte wiederkehrende Strukturen, die zum Verständnis der Kommunikation der Affen beitragen.
Hochkomplexe Kommunikation
Die nicht-verbale Kommunikation der Gorillas ist hochkomplex. Sie verwenden Mimik, Handbewegungen und Blickkontakte, Berührungen wie Kraulen oder Drücken haben spezielle Bedeutungen zur Stärkung des Zusammenhalts. Forrester beobachtete, dass Gorillas in kommunikativen Situationen vorwiegend die rechte Hand verwenden. Sie schloss daraus, dass wie beim Menschen auch bei Gorillas die Sprachentwicklung in der linken Gehirnhälfte beheimatet ist. Diese Parallelen seien nicht aus der Luft gegriffen: "23 Millionen Jahre gingen Mensch und Menschenaffe in der Evolutionsgeschichte gemeinsam, erst seit sechs Millionen Jahren befindet sich jeder auf einem eigenen Weg", so die Forscherin.
Rückschlüsse auf menschliches Verhalten möglich
Die Methode zur Erhebung der Sprache im Reich der Affen könnte auch Aufschluss über menschliches Verhalten geben. Forrester untersucht derzeit Kinder zwischen zwei und vier Jahren mit gestörter Sprachentwicklung. "Ich hoffe, nonverbale Signale menschlicher Kommunikation zu entschlüsseln, die zur Sprachentstehung führten und die man heute noch für das normale Sprachlernen braucht."
Diese Ergebnisse könnten laut Forrester für die Diagnose sowie für Erziehungs- und Gesundheitsprogramme bei autistischen Kleinkindern zum Einsatz kommen. Bisherige Diagnosetests für Autisten konzentrieren sich darauf, wie gut ein Kind eine verbale Anleitung begreift. "Finden wir andere Kommunikationsformen zu diesen Kindern, können wir besser verstehen, was in ihnen vorgeht", so die Forscherin abschließend. (pte)
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