Nach "Hinrichtung"

Zagorec bestreitet Verbindung zu Hodak-Mord

Ausland
14.10.2008 12:27
Der von Wien an Zagreb ausgelieferte kroatische Ex-General und frühere Vize-Verteidigungsminister Vladimir Zagorec (Bild) hat bei einer Einvernahme durch die Polizei jegliche Verbindung zu dem Mord an der Tochter seines Anwalt Zvonimir Hodak zurückgewiesen. Die 26-jährige Rechtspraktikantin war in Zagreb mit Kopfschüssen regelrecht hingerichtet worden. Obwohl es nie eine offizielle Bestätigung gab, wurde der Mord mit dem "Fall Zagorec" und der Organisierten Kriminalität in Kroatien in Verbindung gebracht.

Hodak selbst erklärte, dass Zagorec über das Attentat an seiner Tochter Ivana "schwer schockiert" gewesen sei. "'Zagi' hat Ivana doch vergöttert", wurde der Anwalt nach der Einvernahme am Montag in der Zeitung "Vecernji list" zitiert, "er hat gemeinsam mit mir geweint und konnte keine, auch nicht noch so banale Information beisteuern".

Regierung umgestellt
Ministerpräsident Ivo Sanader (Kroatische Demokratische Gemeinschaft/HDZ) bildete nach dem Mord die Regierung um und bestellte mit den Zagreber Rechtsprofessor Ivan Simonovic einen neuen Justizminister. Das Innenressort wurde dem bisherige Geheimdienstchef Tomislav Karamarko unterstellt. Die Polizei schließt freilich auch einen persönlichen Hintergrund als Motiv für den Mord nicht aus.

Angeblich Flucht geplant
Berichten der Wochenzeitung "Nacional" zufolge hatte Zagorec an sich geplant, sich von Wien in den Sudan oder nach Venezuela abzusetzen. Die österreichische Justiz sei ihm aber mit dem Auslieferungsbescheid zuvor gekommen. Die österreichische Anwältin Elisabeth Rech war stets bemüht gewesen zu betonen, dass bei Zagorec keine Fluchtgefahr bestehe. Hingegen müsse ihr Mandant bei einer Übergabe an Kroatien um sein Leben fürchten.

Edelsteine veruntreut
Der 44-Jährige war Anfang Oktober an sein Heimatland überstellt worden. Er hatte seit dem Jahr 2000 in Österreich gelebt und das kroatische Gerichtsverfahren gegen ihn als politisch motiviert bezeichnet. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Edelsteine im Wert von fünf Millionen Dollar (3,42 Mio. Euro) veruntreut zu haben.

Brisantes Insiderwissen
Sollte er sein Insiderwissen über die kroatische Politik der 1990er-Jahre preisgeben, könnte dies für hochrangige Vertreter der seit 2003 wieder regierenden HDZ sehr unangenehm werden. Laut "Nacional" will die Staatsanwaltschaft bald einen ehemaligen engen Mitarbeiter von Zagorec einvernehmen, der als Kronzeuge fungieren soll.

Millionen-Vermögen
Während des Kroatien-Krieges (1991-95) war Zagorec als Vertrauter des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman für die Beschaffung von Waffen zuständig gewesen und umging dabei das für Ex-Jugoslawien geltende UNO-Waffenembargo. Später stieg Zagorec zum zweiten Mann im Verteidigungsministerium auf, musste diesen Posten aber nach der Abwahl der langjährigen Staatspartei HDZ im Jahr 2000 räumen. Mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 26 Millionen Euro gilt er heute als einer der reichsten Kroaten überhaupt.

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