Zustrom zu Unfallort

Jörg Haiders Unglücksstelle wird zum Fotoobjekt

Kärnten
13.10.2008 20:10
Die Szenen in Lambichl (in der Gemeinde Köttmannsdorf), dort, wo Landeshauptmann Haider sein Leben lassen musste, rufen Namen und Ereignisse in Erinnerung: James Dean, Lady Di, Karl Schranz nach dem Ausschluss von den Olympischen Spielen in Sapporo... Ein kleiner Ort im Zeichen großer Gefühle.

Wenn tiefe Trauer stille Trauer ist, dann wird sie in Lambichl immer wieder von den Verschlüssen der Fotoapparate übertönt.

Trauerbilder vom Unfallort und der Landesregierung findest du in der Infobox!

"Der König der Kärntner Herzen" ist auf dem Leintuch zu lesen, das an der Unfallstelle auf den Gartenzaun getackert wurde. Tausende Kerzen und dazwischen dieses Geräusch: Klick, klick. Die Fotoapparate und Handykameras stehen im Dauerbetrieb.

"Etwas übertrieben"
Etwas, das den Besitzer des Radsportgeschäftes Geros, Ludwig Zwander, leise zweifeln lässt: "Jörg Haider hat sicher viel geleistet. Das, was hier geschieht, ist aber etwas übertrieben." Nicht alle, so Zwander, seien aus reiner Seele hier, manche durchaus auch aus Neugier. Hier an der Unfallstelle, hier am Ort des schrecklichen Geschehens.

Noch etwas sagt der Geschäftsmann: "In der selben Woche ist ein junger Magistratsbeamter tödlich verunglückt. Es wäre schön, wenn man auch seiner gedenken würde."

Anrainer wollen Gedenkstein anbringen
Zwanders Skepsis wird die Lambichler nicht davon abhalten, Landeshauptmann Haider ein Denkmal zu setzen. Fritz Boss, vor dessen Haus der Unfall geschah, weiß es bereits: "Wir sind uns in der Nachbarschaft schon einig, dass wir zumindest einen Gedenkstein anbringen." Lambichl als Pilgerstätte? Lambichl als Ort eines Personenkults oder als Epizentrum echten Mitgefühls? Passt das? Boss: "Es ist nun mal hier bei uns passiert."

"Er war ein guter Landeshauptmann"
Seine Nachbarin Christa Bartlmä stimmt ihm zu: "Es ist okay, dass hier eine Gedenktafel, ein Marterl oder irgendetwas anderes herkommt, das an Jörg Haider erinnert. Er war ein guter Landeshauptmann."

"Sigis Kneipe" blieb geschlossen
Nur einer ist im Ort ziemlich unbeeindruckt, Sigi von "Sigis Kneipe". Der Wirt sperrte sein Lokal sogar Sonntag zu, obwohl er an diesem Tag das Geschäft seines Lebens hätte machen können. "Lassen wir alles auf uns zukommen, aber das mit der Gedenkstätte finde ich in Ordnung."

Seine Gäste sind an diesem Vormittag bereits bei Bier und doppeltem Schnaps angelangt: "Durch unser Lambichl wird gerast ohne Ende. Da fährt keiner weniger als 100 km/h und am schlimmsten sind die Ferlacher, die frühmorgens nach Klagenfurt in die Arbeit fahren..."

Verkehr bricht öfters zusammen
Unterdessen bricht zum x-ten Mal der Verkehr auf der Loiblpass-Straße zusammen. Autofahrer halten an, steigen aus, besichtigen die berühmte Unfallstelle. Und sie holen Gegenstände aus ihren Fahrzeugen. Es sind sehr oft Kerzen. Aber auch Fotoapparate.

Mitgefühl oder Neugier? Egal. Lambichl ist ab sofort der letzte irdische Aufenthaltsort des Kärntner Landeshauptmannes.

Von Fritz Kimeswenger/Kärntner Krone

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