Wiener Reaktionen

Michael Häupl über Haiders Tod betroffen

Wien
13.10.2008 12:01
Betroffen reagierte Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Häupl Samstagvormittag auf den Unfalltod von Jörg Haider. "Jja, ich bin entsetzt und tief betroffen", erklärte Häupl. Auch Christoph Leitl, Rudolf Hundsdorfer und Kardinal Schönborn zeigen sich betroffen. In der Wiener Bevölkerung herrschen unterschiedlichste Gefühle vor.

"Jörg Haider und ich standen auf völlig entgegen gesetzten Seiten des politischen Spektrums - aber das hat meinen Respekt für den Menschen Jörg Haider nie gemindert, für seine Dynamik, seine Kraft und seine Intelligenz. Und zu diesem Respekt gehört es, auch nach seinem Tod die Wahrheit zu sagen: Er war, in Wahlsiegen gemessen, einer der erfolgreichsten Politiker unseres Landes. Ich habe ihn als Gegner genauso wie als Partner erlebt, ich habe ihn ebenso negativ wie kooperativ erlebt. Er hat Siege gefeiert und er hat die FPÖ gespalten - er war eine vielschichtige Persönlichkeit und ich habe ihn genau so, in all dieser Unterschiedlichkeit, wahrgenommen und als Mensch respektiert", betonte der Wiener Landeshauptmann. Sein tief empfundenes Beileid drückte er am Samstag der Familie Jörg Haiders aus.

Leitl und Hundsdorfer zollen Haider Respekt
Durch den Unfalltod von Jörg Haider sei eine außergewöhnliche politische Karriere tragisch beendet worden. Das erklärte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, der der Familie Haiders sein Beileid ausdrückte. Haider habe bewegt und gestaltet, durchaus auch mit Widersprüchen. Die Sozialpartnerschaft habe er gefordert, aber damit letztlich auch bewirkt, dass Anstrengungen und Leistungen erhöht worden seien.

Für ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer hatte Haider die Stärke, wie ein Barometer die Stimmungen in der Bevölkerung zu erkennen und anzusprechen. Ebenso wie die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter drückte der ÖGB-Chef der Familie sein Beileid aus.

Auch Kardinal Schönborn betroffen
Auch Kardinal Christoph Schönborn betonte gegenüber Kathpress sein Mitgefühl für die Familie Haiders."Der Tod stellt uns alle vor die letzten Fragen, denen gegenüber die vorletzten Fragen - so wichtig sie sind - ihre Bedeutung verlieren. In diesem Sinn bete ich für Jörg Haider, für seine Familie und für das Land, dem er als Landeshauptmann zu dienen bemüht war", sagte Schönborn.

Gemischte Gefühle in der Wiener Bevölkerung
Während in Kärnten nach dem unerwarteten Unfalltod von Jörg Haider tiefe Trauer herrscht, legten im Wochenend-Getümmel in der Bundeshauptstadt Wien vorerst nur wenige Menschen offensichtliche Bestürzung an den Tag. Eher "gemischte Gefühle" machten sich beim Gedanken an das Ableben des umstrittenen Politikers breit. Der Großteil der Besucher am Wiener Naschmarkt etwa zeigte sich (noch) unbeeindruckt.

Pärchen schlenderten gegen Mittag gähnend zum späten Frühstück, die sonnigen Sitzplätze vor den Lokalen waren bis zum Bersten gefüllt. In Kleingruppen wurden Ausflugspläne für den Nachmittag und Einkäufe besprochen oder Resümees über die Arbeitswoche gezogen. Über den Tod Haiders sprach kaum jemand, einsilbige Kommentare gab es nur auf Nachfrage. Von "So einen Tod hat er nicht verdient!" bis hin zu "Jetzt ist er weg!" reichten die Kommentare.

"Am Abend wird sicher viel geredet, jetzt im Moment begreifen wir das alles noch nicht", erklärte ein Restaurantbesitzer die Zurückhaltung der Wiener. Einigen Gästen habe er die Betroffenheit zwar angemerkt, geredet werde bisher aber tatsächlich kaum über den Unfall. "Manche Leute sind schon bestürzt und traurig, das merkt man an den Gesichtern", meinte der Mann. Seine Einschätzung: "Die Ausländern freuen sich", da Haider so "egoistisch" gegenüber Menschen aus anderen Staaten gewesen sei.

Haider hatte in Wien vehemente Gegener
Das Haider in der Wiener Bevölkerung auch vehemente Gegner hatte, zeigte sich an einzelnen Statements deutlich. Vorhin am Flohmarkt sei völlig abwertend und abfällig über Haider geschimpft worden, kritisierte eine Frau, die mit ihrer Tochter in der Nachmittagssonne beim Kaffee saß. "Aber es geht trotz allem um ein Menschenleben." Sie selbst habe vom Tod des BZÖ-Politikers am Vormittag aus dem Radio erfahren: "Natürlich hat uns das betroffen gemacht, obwohl wir keine Sympathisanten sind!"

Damit, dass über das Ableben Haiders kaum geredet werde, habe sie nicht gerechnet, meinte eine Mitarbeiterin der Info-Publikation "Naschmarkt-Magazin". Sie sei schon den ganzen Vormittag da und habe mit mehreren Menschen getratscht, die Meinungen der Menschen seien zwiespältig. Aussagen wie "Jetzt sterb'n da etwa 360 Leute jährlich bei Verkehrsunfällen und der Haider is a nur ana davon" seien in den Unterhaltungen gefallen.

Neben wenig mitfühlenden Worten von Haider-Gegnern gab es auch Trauer und Bestürzung: Bei den TV-Übertragungen in einem Lokal sei es plötzlich mucksmäuschenstill geworden, schilderte der Kollege der Frau. Fassungslos sei beispielsweise ein älteres Pärchen gewesen, dass in Haider seinen einzigen politischen Ansprechpartner gesehen habe.

Ein weiteres Gesprächsthema - so die Mitarbeiter am Naschmarkt - waren bereits Stunden nach dem Tod des Kärntner Landeshauptmanns Mutmaßungen über die Zukunft der Partei und die Hintergründe des Unfalls. "Die Partei kann zusperren!", unkten demnach einige Wiener.

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