Falsche Ideale

Pornofilme als Haupt-Infoquelle für Teenager

Wissenschaft
09.10.2008 13:51
50 Prozent der österreichischen Burschen beziehen ihre sexuellen Informationen aus Pornofilmen, von den Mädchen tut es jedes Zehnte. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Sexualpädagogik. Problematisch dabei ist die mangelnde Kritikfähigkeit in Bezug auf das Gezeigte. "Jugendliche haben Körperbilder im Kopf, die weit von der Realität entfernt sind", sagt der klinische Sexologe und Gesundheitspsychologe Wolfgang Kostenwein.

Die Pornoindustrie habe vor allem für Burschen eine wichtige Aufklärungsrolle übernommen, die Sexualität aber von Liebe und Lust entkoppelt. Eine Studie des Instituts für Sexualpädagogik ging der Frage nach, woher 13- bis 21-jährige Mädchen und Burschen ihre sexuellen Informationen beziehen. Pornografie wird von 50 Prozent der Burschen als Hauptinformationsquelle genannt. Mädchen informieren sich neben persönlichen Gesprächen hauptsächlich in Printmedien wie Mädchenzeitschriften.

Oralsex als "Muss"
Problematisch sei nicht nur der unkontrollierte Zugang zu pornografischen Filmen, sondern auch die mangelnde Kritikfähigkeit in Bezug auf das Gezeigte. Dinge, die rein anatomisch nicht vorstellbar sind, werden als "möglich" erachtet. "Vor 20 Jahren etwa war Oralsex ein anderes Thema als heute", meint Kostenwein. Früher lag dem ein intensives Kennenlernen des Partners zuvor, nun sei es eine Art "Muss". Analsex war damals bei Jugendlichen kein Thema, heute fragen Mädchen, was sie tun können, damit es nicht wehtut. In dieser Entwicklung sei die Handschrift der Pornoindustrie deutlich zu erkennen.

Die sexualpädagogische Antwort darauf müsse die Vermittlung von emotionaler und körperlicher Kompetenz sein. "Das heißt, die Fähigkeit zu fördern, den eigenen Körper anzunehmen, körperlich und emotional schmerzhafte Wünsche des Sexualpartners zurückzuweisen und die eigenen Sehnsüchte zu formulieren. Sexualität soll wieder von Sehnsüchten und Lust geleitet sein", fordert Kostenwein

"Wann kann ich mich operieren lassen?"
Haben sich Jugendliche vor zehn Jahren noch gefragt, ob der Busen zu klein oder der Penis zu kurz ist, fragen sie heute, ab wann sie sich operieren lassen können. "Es geht aber nicht mehr nur um den Busen, sondern auch Schamlippen und der ganze Körper sind betroffen", sagt Bettina Weidinger vom Institut für Sexualpädagogik.

Was "das erste Mal" betrifft, hat sich in den letzten 15 Jahren kaum etwas verändert: Die Hälfte der österreichischen Jugendlichen hat den ersten Geschlechtsverkehr zwischen 16 und 17 Jahren hinter sich.

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