Arme transplantiert

Neues Leben mit den Gliedern eines Toten

Ausland
10.10.2008 09:05
Gut zehn Wochen nach der weltweit ersten Transplantation von zwei kompletten Armen fiebert der Patient Karl Merk in München bereits seiner Entlassung aus dem Krankenhaus entgegen. "Das Wichtigste ist, nach Hause zurückzukehren", sagte der 54-Jährige am Mittwoch. Auf seinem Bauernhof im Allgäu wartet bereits seine Familie auf ihn. Ein Maishäcksler hatte dem Landwirt vor sechs Jahren beide Arme abgerissen. In der schweren Zeit nach dem Unfall haben ihm seine Frau und seine zwei Töchter immer wieder Kraft gegeben. Seit der Operation besuchen sie ihn jede Woche im Münchner Klinikum rechts der Isar. Die Ärzte sind zuversichtlich, dass er das Krankenhaus in 4 bis 6 Wochen verlassen kann.

Im Blitzlichtgewitter der Fotografen präsentiert Merk seine neuen Arme erstmals der Öffentlichkeit. Bei der Operation Ende Juli waren 40 Experten verschiedener Fachrichtungen über 15 Stunden lang im Einsatz, um Merk die von einem Toten stammenden Spenderarme mit Haut, Muskeln, Gefäßen und Knochen zu transplantieren.

"Es ist ein unvorstellbares Gefühl, nach so langer Zeit wieder Arme zu haben", sagt Merk. Durch ein speziell konstruiertes Trägergestell für seine Arme kann er sich relativ frei bewegen. Einfache Tätigkeiten wie Licht und Fernseher einschalten sind dem Landwirt bereits ohne fremde Hilfe möglich.

Nerven wachsen einen Millimeter pro Tag
Der Leiter des Ärzteteams, Christoph Höhnke, äußert sich "verhalten optimistisch", dass Merk seine Bewegungsfähigkeit eines Tages zurückgewinnt. Die Nerven wachsen mit einer Geschwindigkeit von einem Millimeter pro Tag in die neuen Arme. Unterhalb der Operationsnarben spürt Merk schon wieder ein "Kribbeln". Die Ärzte werten die Fortschritte bei der Regeneration der Nerven ebenso als Hoffnungszeichen wie die Tatsache, dass die neuen Arme nicht abgestoßen wurden. Der Transplantationsmediziner Manfred Stangl sagt, der Eingriff sei eine große immunologische Herausforderung gewesen, da sowohl die Haut als auch das Knochenmark zu starken Abstoßungsreaktionen neigten. "Das Risiko wird nie Null sein, aber es wird mit jedem Tag nach der Operation geringer."

"Meine Arme gebe ich nicht mehr her"
"Meine Arme gebe ich nicht mehr her", zeigt sich Merk entschlossen. Jeden Tag trainiert er mehrere Stunden mit Physiotherapeuten und Psychologen. Frühestens in zwei Jahren wird klar sein, in welchem Umfang er seine Arme tatsächlich benutzen kann. Sein Wunsch ist es, auf seinem Motorrad wieder eine Runde durch seinen bayerischen Heimatort Westerheim zu drehen.

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