"Staat hat versagt"

Caritas muss Arme abweisen

Österreich
06.10.2008 16:44
Die Caritas muss Arme, die in einer ihrer 33 Sozialberatungsstellen in Österreich um finanzielle Unterstützung ansuchen, derzeit abweisen. Der Grund: Der katholischen Hilfsorganisation geht das Geld aus! Es kommen zu wenig Spenden herein, gleichzeitig hat die Zahl der Hilfsbedürftigen stark zugenommen. "Der Staat hat versagt", nimmt Caritas-Präsident Franz Küberl die Regierung in die Pflicht. Es könne nicht sein, dass die Existenzsicherung von Bedürftigen den Hilfsorganisationen übertragen werde.

In den insgesamt 33 Sozialberatungsstellen in Österreich werden Hilfsbedürftige nicht nur beraten, sondern können auch finanzielle Unterstützung erbeten. Wenn etwa bei Familien die Notstandshilfe nicht mehr reicht, schießt die Organisation bis zu 400 Euro - aufgeteilt auf drei Jahre - zu, berichtet Ö1. Im Vorjahr wurden 40.000 Menschen mit insgesamt 2,5 Millionen Euro bzw. durchschnittlich 63 Euro pro Kopf unterstützt.

Für manch einen ist das Caritas-Geld die Rettung. Doch vielen bleibt es zur Zeit verwehrt - weil's in den Beratungsstellen oft schlicht keines mehr gibt! Die Caritas hat auch Partnerorganisationen und Sozialarbeiter gebeten, bis auf Weiteres keine Hilfsbedürftigen zu vermitteln. Küberl sieht ein "spendenkarges Jahr" aufgrund der gefühlten Teuerung und hofft auf mehr Spenden zu Weihnachten. Derzeit sind es etwa 10% zu wenig. Um allen helfen zu können, brauche man 20 bis 30% mehr Spenden, so Küberl. Die Welle an Hilfesuchenden habe heuer schon im September statt erst kurz vor Weihnachten eingesetzt, gibt der Caritas-Präsident zu bedenken.

"Der Staat hat versagt"
Seine eigentliche Kritik an der Situation gilt aber nicht dem derzeit offenbar weniger spendefreudigen Volk. Der Staat habe "versagt", so Küberl. Er nehme seine ureigenste Aufgabe nicht wahr (die Existenzssicherung der Bürger, Anmk.), sondern übertrage sie an Organisationen wie die Caritas. "Dass der Staat eiskalt in die Spendentaschen von Hilfsorganisationen greift, das ist in Wirklichkeit eine Schieflage der Republik", so Küberl in Ö1.

Die neue Regierung werde sich an ihren sozialen Maßnahmen messen lassen müssen, meint Küberl und hofft auf weitere Maßnahmen. "Es ist so, dass das Arbeitslosengeld verdammt nieder ist." Auch müsse daran gedacht werden, die Heizkostenzuschüsse zu erhöhen. "Ohne Zweifel" werde auch eine Einmalzahlung als Soforthilfe gegen die Teuerung wichtig sein. "Das wird man heuer brauchen, die Menschen werden es brauchen", so der Caritas-Präsident.

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