Mega-Datenklau
Österreicher bot geklaute T-Mobile-Daten an
"Es hieß, dass meine Informationen an die Polizei weitergegeben werden. Aber dann ist nichts mehr passiert", sagte der 27-Jährige der "Badischen Zeitung". Die Deutsche Telekom habe ihn damals (2006, Anmk) aufgefordert, die Daten auf seinem Computer zu sichern. Die Polizei habe sich nicht bei ihm gemeldet.
Nachforschung verliefen im Sand
Telekom-Sprecher Mark Nierwetberg sagte dazu, der Konzern habe unmittelbar nach Huchs Informationen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Deren weiteres Vorgehen und auch das der Polizei habe das Unternehmen natürlich nicht beeinflussen können. Wie aus anderer Quelle verlautete, herrscht innerhalb der Telekom Unmut über das Vorgehen der Justizbehörden. Dass die Staatsanwaltschaft Köln die Ermittlungen eingestellt und auch die in Bonn den Fall nicht noch nachdrücklicher verfolgt habe, hielten viele für unverständlich.
Informant Huch sei nur deshalb zur Sicherung der Daten aufgefordert worden, damit diese den Justizbehörden als Beweismittel zur Verfügung stünden, versicherte Nierwetberg. Er verwies erneut darauf, dass Justiz und Polizei nach der Strafanzeige der Telekom bei Hausdurchsuchungen Datensätze beschlagnahmt hatten. Der Konzern sei davon ausgegangen, dass diese damit vollständig vom Schwarzmarkt verschwunden seien und keine Missbrauchsgefahr mehr bestehe.
Aufsichträte wurden nicht informiert
Nachdem der "Spiegel" am vergangenen Mittwoch auf noch immer zirkulierende Daten hingewiesen habe, sei die Telekom tags darauf beim deutschen Innenministerium vorstellig geworden. Der Unternehmenssprecher reagierte damit auf die Meldung der "Frankfurter Rundschau", beim Krisentreffen im Innenministerium zum Thema Datensicherheit im Juni habe Telekom-Chef Rene Obermann nichts vom Verlust der 17 Millionen Kundendaten gesagt. "Wir hatten bis vergangenen Donnerstag keine Kenntnis von den Vorgängen", wird eine Ministeriumssprecherin zitiert.
Auch ihre Aufsichtsräte habe die Telekom bis vor wenigen Tagen nicht über den Datendiebstahl informiert, heißt es weiter in dem Zeitungsbericht. "Uns wird vieles erst mitgeteilt, wenn Medien berichten", sagte T-Mobile-Aufsichtsrat Ado Wilhelm. "Auch die Öffentlichkeit hätte informiert werden müssen", fügte der Vertreter der Gewerkschaft ver.di in dem Aufsichtsgremium hinzu.
Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Bernd Carstensen, forderte derweil den Rücktritt von Telekom-Chef Obermann wegen des Datenskandals.
Mobilfunksparte T-Mobile betroffen
Laut "Spiegel" wurden die über 17 Millionen Kundenstammdaten der Mobilfunksparte T-Mobile entwendet. Die dem Nachrichtenmagazin vorliegenden Datensätze seien bereits im Internet in kriminellen Kreisen angeboten worden. Die gestohlenen Daten umfassten demnach Name, Anschrift und Mobilfunknummer der betroffenen Kunden, zum Teil auch Geburtsdaten und in einigen Fällen die E-Mail-Adresse. Die in dem Fall ermittelnde Bonner Staatsanwaltschaft habe diverse Daten bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmt. Bisher konnte ein Täter ausgeforscht werden. Auch die Telekom bestätigte, dass die Strafverfolgungsbehörden bereits Datenträger sichergestellt haben.
Geheimnummern von Politikern und Milliardären
In den Daten finden sich nicht nur viele Prominente aus Kultur und Gesellschaft, sondern auch geheime Nummern und Privatadressen von bekannten Politikern, Ministern, Ex-Bundespräsidenten, Wirtschaftsführern, Milliardären und Glaubensvertretern. Für diese könnte eine Verbreitung ihrer Kontaktdaten in kriminellen Kreisen eine Sicherheitsbedrohung darstellen.
Mit Rücksicht auf Daten- und Persönlichkeitsschutz wollte sich die Telekom-Sprecherin zu den Betroffenen nicht näher äußern. T-Mobile-Geschäftsführer Philipp Humm versicherte aber in einer Presseerklärung, dass das Unternehmen nach Bekanntwerden des Datendiebstahls die Sicherheitsvorkehrungen deutlich erhöht habe.
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