Ausgeliefert

Ex-General Zagorec bereits nach Zagreb gebracht

Ausland
02.10.2008 15:55
Der ehemalige kroatische General und Vize-Verteidigungsminister Vladimir Zagorec ist bereits an Zagreb ausgeliefert worden, heißt es aus Justizkreisen. Laut der kroatischen Nachrichtenagentur Hina soll Zagorec mit einem Linienmaschine am Donnerstag kurz nach 11.00 Uhr in Zagreb angekommen sein.

Am Mittwoch hatte der Verfassungsgerichtshof die Beschwerde von Zagorec gegen seine Auslieferung nach Kroatien abgelehnt (siehe Infobox). Zagorec war am Freitagabend in Wien offiziell wegen Fluchtgefahr festgenommen worden. Ihm werden laut kroatischen Medien Amtsmissbrauch und Veruntreuung vorgeworfen.

Die Fahrt vom Zagreber Flughafen ins Gefängnis wurde von einem äußerst starken Polizeiaufgebot mit zahlreichen Streifenwagen, Motorrädern und Hubschraubern überwacht. Innerhalb von 24 Stunden soll Zagorec dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Kroatische Reporter als Catering-Mitarbeiter
Die Auslieferung des Ex-Generals begann gegen 07.30 Uhr. Am Wiener Flughafen wurde er laut kroatischen Medien von vier Interpol-Mitarbeitern übernommen und mit einer Linienmaschine der "Croatia Airlines" nach Zagreb gebracht. Die Ankündigung der Auslieferung sorgte in Kroatien für erhebliches Medieninteresse. So versuchten Journalisten, sich als Mitarbeiter einer Catering-Firma in das Flughafengebäude zu schmuggeln, um exklusive Fotos von der Ankunft zu bekommen. Sie wurden von der Polizei abgeführt. Im Gefängnis soll Zagorec ein "Spezialzimmer" erhalten

Der "Diamantengeneral"
In Zagreb wird ihm seit einem Jahr der Prozess gemacht. Zagorec war während des Krieges in Kroatien (1991-1995) für die Beschaffung von Waffen für die kroatische Armee zuständig. Als das UNO-Waffenembargo Exporte in die jugoslawischen Teilrepubliken verbot, sollen die Geschäfte illegal durchgeführt worden sein.

Als einer der engsten Vertrauten des ersten Präsidenten Kroatiens, Franjo Tudjman, soll der am 22. November 1963 geborene Zagorec über Millionenbeträge verfügt haben. Ihm wird konkret vorgeworfen, Edelsteine im Wert von rund fünf Millionen Dollar (3,42 Mio. Euro), die ihm als Garantie für Waffengeschäfte übergeben wurden, unterschlagen zu haben. Zagorec bestreitet alle Vorwürfe.

Wiener Anwältin hofft auf faires Verfahren
Die Anwältin von Zagorec, Elisabeth Rech, erklärte am Donnerstagvormittag, dass ihr Mandant "in der Früh abgeholt" worden sei. Er akzeptiere aber "natürlich" die Entscheidung der österreichischen Gerichte und hoffe nun auf ein "faires Verfahren" in Kroatien. "Wir werden dieses Verfahren genau beobachten, ebenso wie die Europäische Kommission", so die Juristin, die auch Vizepräsidentin der Wiener Anwaltskammer ist.

Rech hatte am Sonntag einen Antrag auf Aufschiebung mit der Begründung eingebracht, dass Zagorec bei einer Überstellung nach Kroatien um sein Leben fürchten müssten. Die Anwältin war zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgegangen, dass die "körperliche Unversehrtheit" ihres Mandanten mehr zähle als die Notwendigkeit seiner Anwesenheit in Kroatien. Im Gefängnis Rementica in der kroatischen Hauptstadt, wo Zagorec inhaftiert ist, wurde unterdessen strengste Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Mesic verspricht faires Verfahren
Der kroatische Präsident Stjepan Mesic hat Zagorec umgehend ein "faires Verfahren" versprochen. "General Zagorec wird ein faires Verfahren haben. Seine Ehefrau hat Gründe, Angst zu haben - wegen des Eigentums, das er (Zagorec) auf ihren Namen umschrieb. Was ihn (Zagorec) betrifft, so ist er einer der best geschützten Männer im Land. Niemand kann ihm etwas antun", sagte Mesic am Donnerstag laut kroatischen Medien.

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