Taumelnde Banken

Sarkozy will Gipfeltreffen zur Finanzkrise

Ausland
02.10.2008 11:28
Frankreich will seinen Partnern in der Europäischen Union angeblich einen Rettungsplan für die europäischen Banken in Höhe von 300 Milliarden Euro vorschlagen. Der Vorstoß soll auf einem Gipfeltreffen zur Finanzmarktkrise beraten werden, heißt es aus Brüssel. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy soll dazu Deutschland, Italien und Großbritannien sowie EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet für Samstag nach Paris eingeladen haben. Frankreich dementiert jedoch Berichte über einen Rettungsplan.

Wie die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus europäischen Regierungskreisen erfahren hat, schlägt Frankreich einen EU-Notfonds vor, um angeschlagenen Banken auch staatenübergreifend helfen zu können. Paris hat die Berichte über einen Rettungsplan für die Finanzbranche jedoch dementiert. "So etwas gibt es nicht", sagte Finanzministerin Christine Lagarde am Mittwoch in Paris.

Europäische Auffanglösung verlangt
Zuvor hatte Lagarde in einem Interview mit dem "Handelsblatt" hingegen mögliche Lösungsansätze angesprochen:"Was geschieht, wenn ein kleinerer EU-Staat von einer drohenden Bankenpleite betroffen ist. Vielleicht hat dieser Staat nicht die Mittel, um das Institut zu retten. Daher stellt sich die Frage nach einer europäischen Auffanglösung", so die Finanzministerin.

Lagarde verwies auf die Finanzinstitute Fortis und Dexia, die zu Wochenbeginn von Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Frankreich durch eine Notverstaatlichung vor dem Zusammenbruch gerettet wurden. Die Rettungspakete wurden in bilateralen Verhandlungen geschnürt. Für Paris ist das keine dauerhafte Lösung.

"Wenn mehrere EU-Mitglieder über eine Bankenrettung streiten, dann gibt es keinen Schiedsrichter. Genau das ist das Problem", sagte Lagarde. Daher wolle Frankreich am Samstag mit seinen europäischen Partnern der G8 eine europäische Auffanglösung erörtern. Geklärt werden müsse, ob der Fonds mit EU-Geldern oder mit Mitteln der EU-Staaten finanziert werden solle.

Regulierung von Managergehältern
Weitere Vorschläge aus Paris sind die Regulierung von Managergehältern im Finanzwesen sowie eine Lockerung der Bilanzregeln für Banken. "Wir wollen Banken erlauben, dass sie bestimmte Aktiva künftig zu historischen Anschaffungskosten bilanzieren können", sagte Lagarde.

Bisher müssen Banken Wertpapiere zu Marktpreisen in der Bilanz bewerten. Die Preisschwankungen und damit verbundenen Wertkorrekturen zehren am der Eigenkapital der Institute. Genau dieser Mechanismus habe die Finanzkrise immer mehr verschlimmert.

Merkel gegen Staatsgarantien für Banken
Bundeskanzlerin Angela Merkel lehnt umfassende Staatsgarantien für Banken nach US-Vorbild ab. "Der Bund kann und will keinen Blankoscheck für alle Banken ausstellen, egal ob sie sich verantwortungsvoll verhalten oder nicht", sagte die deutsche Kanzlerin am Mittwoch.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann regte dagegen als erster Top-Banker einen europaweiten Schutzschirm für die Finanzbranche an. Auch die EU-Kommission forderte eine europäische Antwort. In Österreich berät ebenfalls die Hochfinanz über einen möglichen nationalen Beitrag für eine große Stabilisierungslösung.

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