Dunkle Regenwolken hingen über der von zwei quergestellten Polizeiautos abgesperrte Straße mit dem Haus. Die Szenerie wirkte gespenstisch. Dann war es so weit.
Um 9.16 Uhr fuhr ein weißer VW-Bus mit drei Justizwachebeamten vor. Hinten im Fahrzeug: Josef F., der wohl bekannteste Untersuchungs-Häftling Österreichs! Doch der 73-Jährige blieb noch im Bus und diskutierte mit einem Sachverständigen ungerührt über Baupläne der 300-Kilo-Stahltüre, die den Keller schalldicht verschloss.
Um 9.46 Uhr ging die Schiebetüre auf, und Josef F. trat heraus. Schmale Lippen, den gesenkten Kopf mit Papier verdeckt. Hastigen Schrittes ging der 73-jährige Ingenieur und mutmaßliche Inzest-Vater im modischen grauen Sakko mit blauen Jeans und schwarzgestreiftem Hemd dann zum "Horror-Haus".
Opfer hätten Verlies nie lebend verlassen
Als F. die Treppen zum Kellerverlies hinabging, zeigte er so etwas wie Gefühle. Sein Anwalt: "Er war um Fassung bemüht." Dann wurde es spannend. Josef F. erklärte Staatsanwältin Christiane Burkheiser den Mechanismus der Stahltüre. Er sprach dabei immer in "Wir-Form". Der 73-Jährige sagte, dass seine Opfer durch eine angebrachte Zeitschaltuhr nach einer bestimmten Zeit ihr Gefängnis hätten verlassen können. Doch die 30 Jahre alte Uhr ist seltsamerweise verschwunden. Und auch das von ihm demonstrierte Öffnen der 300-Kilo-Stahltür mit einem Schlüssel war offenbar nicht glaubhaft. Dann stellte der Sachverständige fest: Tochter Elisabeth und die Inzest-Kinder hätten ohne Hilfe nie wieder das Kellerverlies lebend verlassen!
Von Christoph Budin, KronenZeitung, und krone.at
Foto: Franz Crepaz
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