Platz freigelassen

Elefantenrunde auf ATV: Spott für “Faymann fehlt”

Österreich
22.09.2008 17:59
Die bekannten Wahlkampfthemen haben am Sonntagabend eine mit zynischen Kommentaren regelrecht gespickte Elefantenrunde mit (fast) allen Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien auf dem Privatsender ATV dominiert. Ein gerüttelt Maß an Spott bekam dabei als einzig Abwesender SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann ab: Nicht nur ATV zelebrierte sein Fernbleiben, auch die Diskutanten hatten sich griffige Sager zum Fehlen des SPÖ-Obmanns, der letzte Woche bereits eine Elefantenrunde im Privat-TV abgesagt hatte, zurechtgelegt.

ATV ließ Faymanns Pult demonstrativ leer, sogar ein Glas Wasser stand für den SPÖ-Spitzenkandidaten bereit. Man gönnte sich zudem eine Liveschaltung nach Oberwart, wo Faymann am Sonntagnachmittag wahlkämpfender Weise unterwegs war. "Leider hat Werner Faymann abgesagt." Dabei hätte ihm der Sender sogar einen Hubschrauber für die Anreise nach Linz - wo die Sendung über die Bühne ging - zur Verfügung gestellt, bedauerte ATV.

"Ich habe immer geglaubt, FF steht für 'Freiwillige Feuerwehr'", witzelte dazu ÖVP-Obmann Wilhelm Molterer. "Heute weiß ich: Es heißt 'Faymann fehlt'." Auch der Grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen suchte nach einem humorigen Entschuldigungsgrund: "Vielleicht ist er mit Leserbriefschreiben beschäftigt."

Haider erneut streichelweich zu Strache
Weniger hämisch verlief großteils die Diskussion im Studio, was wohl auch der Dramaturgie geschuldet war: In Themenblöcken gegliedert, die durch Video-Fragen aus der Bevölkerung einmoderiert wurden, standen Statements im Vordergrund. Fast schon milde verhielt sich BZÖ-Spitzenkandidat Jörg Haider zu FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache: Gefragt, wie er "damit leben kann", von Strache "von A bis Z kopiert" zu werden, meinte Haider: "Wir haben ja keine Feindschaft." Es gehe vor allem darum, der "schrecklichen Koalition von Rot und Schwarz ein Ende zu setzen". Etwas schärfer Straches Replik: "Der Jörg Haider ist ja die männliche Kopie von Heide Schmidt, er hat ein zweites Liberales Forum gegründet."

Einen relativ scharfen Angriff ritt Van der Bellen gegen Strache: Der sei "praktisch jeden Tag unterwegs", um sich mit "rechtsextremen" Parteien in ganz Europa zu vereinen. "Dem etwas entgegenzusetzen halte ich für extrem wichtig." Über seine Zukunft nach der Wahl, sollte sich kein Regierungssitz ausgehen, wollte der Grünen-Chef keine konkrete Auskunft geben: Er gehe davon aus, "dass wir dazugewinnen werden". Kämpferisch auch Molterers Ansage auf die Frage, was er tun werde, falls die ÖVP bei der Wahl Zweite wird: "Ich kämpfe darum, dass ich Erster werde. Ich habe keinen Plan B."

Weiterhin keine Klärung des MwSt-Streits
Ob das BZÖ am Mittwoch in der Nationalratssitzung der Mehrwertsteuer-Halbierung zustimmen wird, ließ Haider weiter offen: "Das werden wir in drei Tagen sehen." Grüne und ÖVP sind sich in der Ablehnung eines solchen Schrittes weiterhin einig. In Sachen Spritpreis trat Molterer dafür ein, die Mineralölkonzerne zu zwingen, sinkende Rohölpreise an die Konsumenten weiterzugeben.

Beim EU-Thema geißelte Strache die "Selbstgefälligkeit" einer Politik, die glaube, etwa einen EU-Beitritt der Türkei "über die Köpfe der Menschen hinweg durchpeitschen" zu können. Strache habe eine EU-politische "Firewall" überschritten, meinte dagegen Molterer. Haider sah ein "grundsätzliches Missverständnis der Regierungspolitik, dass der Versuch gemacht wird, die Bevölkerung von der Mitbestimmung auszuschließen". Van der Bellen sprach sich wenn, dann für eine EU-weite Volksabstimmung aus.

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