Labour-Parteitag

Premierminister Brown gibt sich kämpferisch

Ausland
21.09.2008 12:39
Rückendeckung und prominente Hilfe für Gordon Brown zum Auftakt des Labour-Parteitags: Eine Revolte gegen den schwer angeschlagenen britischen Premierminister ist am Wochenende in Manchester ausgeblieben. Stattdessen stellten sich hochrangige Kabinettsmitglieder wie Außenminister David Miliband hinter Brown. Der Regierungschef selbst gab sich am ersten Tag der Versammlung kämpferisch und wurde mit heftigem Beifall belohnt. Weiteren Aufwind verschaffte ihm eine Millionen-Spende der Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling.

In einer Fragestunde versprach Brown am Samstag, "alles zu tun, was möglich ist", um Großbritanniens Finanzsystem nach den Börsenturbulenzen wieder zu stärken. Das relativ schnelle Handeln in der Bankenkrise der vergangenen Woche hatte dem Premier nach Ansicht von Kommentatoren Pluspunkte verschafft. Brown versuchte Spekulationen um einen Sturz beiseite zu wischen, indem er sagte, er wolle hier nicht "über das andere Zeug" reden.

Umfragewerte seit Monaten im Keller
Der fünftägige Parteitag gilt als bisher größte Herausforderung für Brown, der sich seit Monaten in Umfragen im freien Fall befindet. Am Dienstag wird er die wohl wichtigste Rede seiner Amtszeit halten. Diese wird als entscheidend für seine Zukunft angesehen. Vergangene Woche hatten Parteirebellen eine Abstimmung über den Regierungschef gefordert.

Brown sprangen jedoch bei dem Parteitag wichtige Kabinettsmitglieder zur Seite und demonstrierten Geschlossenheit. Außenminister Miliband, der immer wieder als möglicher Nachfolger Browns genannt wird, sagte der Zeitung "Daily Mirror", es sei an der Zeit, dass die Partei "an einem Strang" ziehe. "Ich habe klar gemacht, dass ich nicht denke, dass es der Zeitpunkt für einen Kampf um die Parteispitze ist." Auch Justizminister Jack Straw und Gesundheitsminister Alan Johnson, beide als mögliche Erben des 57-jährigen Schotten angesehen, gaben Rebellen eine Abfuhr. Brown sei wegen seiner wirtschaftlichen Kompetenzen "derzeit" der richtige Mann, die Partei zu führen, sagte Johnson.

Zudem rief der Bruder des Außenministers, Kabinettsmitglied Ed Miliband, dazu auf, Brown den Rücken zu stärken. "Wir alle haben die Pflicht, seine Führung zu unterstützen", sagte er vor den heftig applaudierenden Delegierten. Die Parteimitglieder hätten die Verantwortung, sich auf die Probleme des Landes und nicht auf interne Streitigkeiten zu konzentrieren.

Großzügige Spende von Autorin Rowling
Prominente Unterstützung kam unterdessen von Autorin Rowling, die Labour eine Million Pfund (knapp 1,3 Millionen Euro) spendete. Sie unterstütze vor allem Labours Arbeit gegen Kinderarmut, sagte Rowling. Zudem spreche sie sich gegen die Pläne der Konservativen aus, verheirateten Paaren Steuererleichterungen zu geben. Rowlings Vermögen wird auf 560 Mio. Pfund geschätzt. Die Autorin ist eng mit Brown und seiner Frau Sarah befreundet, es ist aber ihre erste Parteispende. Als Rowling begann, die Bestseller-Romane über den Zauberlehrling zu schreiben, war sie eine alleinstehende Mutter und lebte in bescheidenen Verhältnissen. Labour hat Schulden von fast 18 Millionen Pfund.

Trotz der Hilfe malten Umfragen am Wochenende immer noch ein düsteres Bild für den Premier. Nach einer Umfrage der Zeitung "Daily Telegraph" (Samstagausgabe) lag Labour mit 24 Prozent 20 Punkte hinter den oppositionellen Konservativen. Die Sonntagszeitung "Sunday Times" veröffentlichte eine Umfrage, wonach 53 Prozent der 1.200 befragten Labour-Mitglieder Brown als schlechten und entscheidungsschwachen Anführer sahen. Brown hatte im Juni 2007 das Amt von Tony Blair übernommen.

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