"Kraft der Liebe"

Papst Benedikt XVI. als Pilger in Lourdes

Ausland
14.09.2008 20:47
Bei einer Festmesse im südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes hat Papst Benedikt XVI. die Katholiken zur Erneuerung des "missionarischen Geistes" aufgerufen. "Die Kraft der Liebe ist stärker als das Böse, das uns bedroht", sagte er in seiner Predigt vor bis zu 180.000 Gläubigen. Die Sonntagsmesse war der Höhepunkt der viertägigen Frankreichreise des Papstes. Im Pyrenäenort Lourdes wird in diesem Jahr das 150. Jubiläum der Marienerscheinungen der Müllerstochter Bernadette gefeiert.

Begeisterte Menschenmengen empfingen den Papst, als er mit seinem Papamobil durch Lourdes zu der Messe an der berühmten Grotte fuhr. Dort hatte die 14-Jährige ihre Marienvisionen. Bei kühl-regnerischem Wetter predigte Benedikt: "Wer sich von seinen Beschäftigungen vereinnahmen lässt, kann das Beten verlernen. Auch Ihr, junge Menschen, sollt keine Angst haben, Ja zu sagen auf die Appelle des Herrn." Der Papst hob die Aufgabe der Kirche hervor, "die Herzen zu bekehren", und sprach angehenden Priestern Mut zu, ihr Leben der Kirche zu widmen.

Keine Segnung Geschiedener
Vor den französischen Bischöfen sprach sich Benedikt am Abend gegen die Segnung von Partnerschaften Geschiedener aus. "Wir können keine Schritte gutheißen, die dazu dienen, unrechtmäßige Verbindungen zu segnen", sagte er. "Die Kirche hält an der Unauflösbarkeit der Ehe fest, während sie zugleich denen mit größter Fürsorge beiseite steht, die dies aus verschiedenen Gründen nicht respektieren können", sagte er. Die Familie sei in der Krise, das stabile Zusammenleben eines Paares mit seinen Kindern habe für viele den Vorbildcharakter verloren. "Dabei zeigt die Erfahrung, dass die Familie der Grundstein jeder Gesellschaft und die lebendige Zelle der Kirche ist."

Zugleich bekräftigte der Papst die politische Rolle der Religion: "Die Nation ist vor allem eine Kulturgemeinschaft. Die Betonung der christlichen Wurzeln erlaubt es dem Einzelnen, seine Herkunft und seine Bestimmung besser zu verstehen." Es sei notwendig, einen neuen Weg zu finden, um nach den Werten zu leben, auf der die Nation gegründet sei. Der Papst stellte sich damit ausdrücklich hinter die Forderung des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy nach einem "positiven Laizismus" in Frankreich.

Messe vor dem Invalidendom in Paris
Schon zum Auftakt seiner Reise am Freitag hatte der Papst bereits im Elysee-Palast eine stärkere Rolle der Religion in der Gesellschaft eingefordert. Am Samstag kamen bei einer Messe vor dem Invalidendom im Herzen von Paris eine Viertelmillion Menschen zusammen. In der dortigen Predigt verurteilte Benedikt die ungezügelte "heidnische" Leidenschaft für Macht, Besitz und Geld als moderne Seuche.

In Lourdes war der Papst am Samstagabend begeistert begrüßt worden. Rufe wie "Es lebe der Papst" begleiteten ihn auf dem Pilgerweg, der für das Jubiläum der Marienerscheinungen angelegt worden war. Benedikt fuhr unter starken Sicherheitsmaßnahmen zu der Grotte. Ein Mädchen aus Lourdes brachte dem 81-Jährigen dort ein Glas des Quellwassers, von dem sich viele Kranke Heilung erhoffen. Bei der anschließenden traditionellen Lichterprozession auf der Place du Rosaire sagte Benedikt, dass viele in Lourdes "heimlich auf ein Wunder hoffen". Das Wichtigste einer Pilgerreise sei jedoch das "spirituelle Erlebnis", das den Blick verändere und Hoffnung bringe.

Montag Messe für Kranke
Nach einer weiteren Messe für Kranke am Montag reist der Papst zurück nach Rom. Es war seine zehnte Auslandsreise seit seiner Wahl vor drei Jahren.

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