Reisende sitzen fest

Ärmelkanal-Tunnel für Verkehr gesperrt

Ausland
12.09.2008 16:19
Nach einem Großeinsatz von französischen und britischen Feuerwehrleuten ist der Donnerstagnachmittag im Eurotunnel ausgebrochene Brand vollständig gelöscht. Alle Brandherde seien gelöscht, sagte ein Behördensprecher in Calais am frühen Freitagnachmittag. Über eine Wiederaufnahme des Verkehrs sollte erst nach Abschluss einer technischen Überprüfung entschieden werden.

Nach Angaben der französische Bahn SNCF waren am Nachmittag noch rund 50 Feuerwehrleute an Ort und Stelle damit beschäftigt, den Tunnel abzukühlen. Bei dem Brand wurden bis zu 14 Personen verletzt, sechs von ihnen erlitten leichte Rauchvergiftungen. Insgesamt wurden 32 Menschen in Sicherheit gebracht. Bei ihnen handelte es sich zumeist um Fernfahrer, deren Lastwagen mit dem Zug befördert worden waren.

Fast alle 27 Laster im Zug zerstört
Nach Angaben des Chefs der Eurotunnel-Gesellschaft, Jacques Gounon, zerstörte das Feuer praktisch alle 27 Lastwagen, die sich auf dem rund 700 Meter langen Zug befanden. An dem Tunnel seien auf dieser Länge erhebliche Schäden entstanden. Der Feuerwehr zufolge erreichten die Temperaturen zeitweise bis tausend Grad Celcius, was die Löscharbeiten erschwerte.

Das betroffene Teilstück des Tunnels wird Gounon zufolge voraussichtlich mehrere Wochen gesperrt bleiben. Der Verkehr solle dann an dieser Stelle zunächst durch den zweiten Tunnel geleitet werden. Die Wiederaufnahme des Eurostar-Verkehrs könne "vielleicht" am Samstag erfolgen. Zuvor müssen die Experten, die am frühen Freitagnachmittag mit ihren technischen Inspektionen begannen, grünes Licht geben.

Ausgelöst durch überhitzte Bremsen?
Der Brand war am Donnerstagnachmittag etwa elf Kilometer von Calais entfernt ausgebrochen. Die Brandursache war zunächst unklar. Die französischen Behörden schlossen nicht aus, dass überhitzte Bremsen eines Lastwagens in Brand geraten waren. Innenministerin Michele Alliot-Marie sprach nach einem Besuch am französischen Tunnel-Ausgang von einer Explosion, mit der das Feuer begonnen habe. "Es scheint, dass es sich um einen Unfall handelt". Sie bestätigte Berichte, nach denen sich auch ein Lastwagen mit der giftigen Chemikalie Phenol auf dem Zug befand. Die Feuerwehr habe dieses Fahrzeug sicherheitshalber isoliert.

Ein belgischer Fernfahrer hatte von einem explosionsartigen Lärm berichtet. Einem Berufskollegen zufolge konnten sich die Passagiere nur mit Mühe aus dem Zug retten. Einer der Lkw-Fahrer habe schließlich eine Scheibe mit einem Hammer eingeschlagen. Nur so seien die Insassen aus dem Waggon gelangt. Ein Sprecher der Eurotunnel-Betreiberfirma hatte hingegen am Vortag versichert, die Bergungsaktion sei reibungslos verlaufen. Nach seinen Angaben waren zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Tunnel fünf Züge mit rund 2.000 Fahrgästen unterwegs.

Bisher letzter Zwischenfall im Jahr 2006
Der 50 Kilometer lange Eurotunnel wurde 1994 eröffnet. Er besteht aus zwei Röhren für Züge. Eine dritte Röhre dient als Versorgungs-und Rettungsschacht. Neben dem Hochgeschwindigkeitszug Eurostar nutzen den Tunnel zwischen Folkestone und Coquelles in Pas-de-Calais auch Frachtverkehr und Autozüge. Der Eurostar verbindet Paris und Brüssel mit London. Im Eurotunnel ist es schon mehrfach zu Bränden gekommen. Ums Leben kam dabei bisher niemand. 2006 war der Tunnel für mehrere Stunden geschlossen worden, nachdem der Motor eines Lastwagens Feuer gefangen hatte.

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