Ausgebeutet

Tiroler Hotel zahlt 2,30 Euro Lohn pro Stunde

Österreich
04.09.2008 17:32
Wirbel um eine Saisonarbeiterin in Tirol: Krisztina aus Ungarn putzte, machte die Betten, reinigte die Badezimmer, war Mädchen für alles. Und dafür erhielt die Studentin in einem Hotel in der Wildschönau in Tirol gerade einmal 2,30 (!) Euro pro Stunde. Für die Gewerkschaft ist das kein Einzelfall: "Gerade im Tourismus gibt es viele schwarze Schafe."

"Sie haben nicht das bezahlt, was Sie versprochen haben. Die fehlende Summe richtet bei meiner Nichte großen Schaden an", schreibt Krisztinas Onkel an das Berghotel in der Wildschönau. Dort bekam die Studentin, die noch dazu illegal beschäftigt war, lediglich 2,30 Euro pro Stunde. Dabei habe es eine mündliche Vereinbarung über eine wesentlich höhere Bezahlung gegeben. Das Hotel weist alle Vorwürfe strikt zurück, die Studentin habe nur wenige Stunden pro Tag für Unterkunft, Verpflegung sowie ein kleines Taschengeld gearbeitet. Ein Lohn sei nie ausgemacht gewesen.

Gewerkschaft: Kein Kavaliersdelikt, sondern Betrug
Die Gewerkschaft jedenfalls ist erbost und sieht darin keinen Einzelfall. "Es gibt viele schwarze Schafe. Das Problem ist der Personalmangel bei der Kontrolle illegaler Beschäftigung", so Tirols ÖGB-Präsident Franz Reiter. Lohndumping sei keineswegs ein Kavaliersdelikt, sondern Betrug. Außerdem werden, so Reiter, auf diese Art inländische und ausländische Arbeitnehmer gegeneinander ausgespielt. Denn mit diesen Löhnen werden österreichische Jobsuchende geradewegs in die Arbeitslosigkeit getrieben. Mit solch einem niedrigen Verdienst ist der Lebensunterhalt nicht zu finanzieren.

Von zahlreichen schwarzen Schafen will Sepp Schellhorn von der Österreichischen Hoteliervereinigung nichts wissen: "Das ist nicht einmal ein Rudel." Der Tiroler Fall sei klar zu verurteilen, doch normalerweise werde über dem Kollektivvertrag bezahlt. Ob Studentin Krisztina nachträglich das fehlende Geld für die Saisonarbeit in Tirol bekommt, ist derzeit noch fraglich.

von Doris Vettermann und Andreas Moser, Kronen Zeitung

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