Tenniswunder

Sybille Bammer – Sportmärchen aus Ottensheim

Oberösterreich
02.09.2008 11:00
Sybille Bammer im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Das hätte sich wohl selbst die heute 28-jährige Oberösterreicherin nicht träumen lassen, als sie vor acht Jahren von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Am 28. Juli 2001 wurden sie und ihr Partner Christoph Gschwendtner Eltern der heute siebenjährigen Tina. Es war auch der Anfang eines Sportmärchens.

Aus dem rund 4.000 Einwohner zählenden Ottensheim erobert Bammer als eine der wenigen Mütter auf der WTA-Tour Schritt für Schritt die Tennis-Welt. In der Weltrangliste klettert sie mit dem Erfolg von New York auf jeden Fall auf eine Position um Platz 25, sollte sie in der Nacht auf Mittwoch (01:00 Uhr MESZ) gar auch Jelena Jenkovic bezwingen, ist eine Rückkehr in die Top 20 möglich.

Im Gegensatz zu so vielen anderen Athletinnen bedeutete die Schwangerschaft nicht das Ende der Sportkarriere. Im Gegenteil. Es scheint, als wäre es erst der Ausgangspunkt gewesen. Ans Aufhören in so jungem Alter hat Bammer nie gedacht. "Ich habe schon fest daran geglaubt, dass ich die Top 100 schaffen kann, so zwischen 70 und 100. Christoph ist auch immer hinter mir gestanden", erinnert sich Bammer. Ihr Lebenspartner hat sogar seinen Job aufgegeben, um zu helfen, wo er kann.

Der Wiedereinstieg nach Babypause erfolgte bereits im Jänner 2002, knapp 6 Monate nach der Geburt von Tina. "Damals hatte ich ein Special Ranking von 293 für sieben Turniere und stand ohne Punkte da. Dann habe ich gleich das 10.000er-Turnier in Grenoble nach vier Runden Qualifikation gewonnen", erzählte Bammer. Als dann vor rund dreieinhalb Jahren mit Jürgen Waber auch der zu ihr passende Trainer gefunden wurde, ging es für die Spätstarterin steil bergauf.

"Seit ich mit dem Jürgen trainiere, habe ich mein Tennis sehr stark verbessert, hab mich technisch weiter entwickelt, bin in jedem Bereich besser geworden", weiß die stets bescheiden und ruhig auftretende Bammer, was sie an dem 37-jährigen Oberösterreicher hat. Waber selbst erinnert sich noch gut: "Ich habe schon damals großes Potenzial bei ihr entdeckt. Sie war damals ein Boxer, der nie zurückschlägt. Sybille hat sich zu sehr dem Spiel der Gegnerinnen angepasst. Bei unserem ersten gemeinsamen Turnier in Kolkata hat sie ihr erstes Viertelfinale auf der WTA-Tour erreicht." Der erste und bisher einzige WTA-Turniersieg folgte dann 2007 in Pattaya City.

Mit einem Lachen denkt Bammer an jene US Open zurück, als sie noch Qualifikation spielen musste mit der kleinen Tina im Schlepptau. "Vor vier, fünf Jahren sind wir immer mit der U-Bahn von einem Hotel in Manhattan hergefahren, haben U-Bahn wechseln müssen. Da war auch eine Unterführung, die extrem heiß war. Das war schon ein kleines Kondi-Training mit dem Buggy." Die mittlerweile siebenjährige Tina geht nun schon brav neben den Eltern her, die Subway ist kein Thema mehr, und jetzt drückt die Familie auf der Tribüne fest die Daumen.

Die Linkshänderin ist für ihre Ausdauer und Fitness und ihren enormen Kampfgeist von vielen Spielerinnen gefürchtet. Waber über Bammer: "Sie ist unheimlich ehrgeizig, absolut gewillt, jeden Tag an sich zu arbeiten und bereit, auch neue Sachen auszuprobieren." Er beschreibt seinen Schützling als "sehr lustigen" Menschen. "Lustig finde ich oft ihre Bescheidenheit, weil sie überhaupt nicht realisiert, was sie alles leistet. Teilweise tut sie, als ob sie immer noch auf Platz 200 steht", sagte er.

Bammer ist sehr sparsam, gibt für sich selbst kaum Geld aus. Aber Geld ist ihr andererseits auch nicht so wichtig. "Ich spiele Tennis, weil es mir Spaß macht, Tennis taugt mir, ich bin mit Leib und Seele dabei", versichert sie. Darum wird sie auch nach ihrem Karriere-Ende, das noch in weiterer Ferne liegt, dem Tennis erhalten bleiben - vermutlich als Trainerin. Bis dahin will sie sich aber in ihrer aktiven Karriere beständig weiter verbessern, konkretes Ziel nennt sie dabei keines.

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