"Sha bi", grölten chinesische Fußballfans über Jahre - auf Deutsch eine nicht druckfähige Beleidigung gröbsten Kalibers. Auch bei anderen Sportarten gab es Fälle mangelnden Sportsgeists auf den Rängen. Bei einem Leichtathletik-Wettkampf im Pekinger Nationalstadion applaudierte das Publikum fast ausschließlich dem populären Hürdenstar Liu Xiang, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Und als Liu nach seinem Rennen in der Kabine verschwand, marschierte der größte Teil des Publikums geschlossen aus dem Stadion. Die restlichen Athleten kämpften vor leeren Rängen. "Damit demonstrierten die Zuschauer Kälte und fehlenden Respekt für die anderen Sportler", urteilt Xinhua.
Sieben Verhaltensregeln für korrekten Applaus
So etwas darf bei Olympia auf keinen Fall passieren. Der korrekte Applaus ist von so großer Bedeutung, dass ihm ein eigenes Forschungsprojekt gewidmet wurde: das "Studienzentrum für die humanistische Olympiade" an der Universität des chinesischen Volkes. Die Wissenschaftler stellten mehrere Verhaltensregeln für das olympische Publikum auf: Freundschaft, Respekt, menschliche Wärme, Eleganz, Toleranz und korrektes Benehmen.
Erste Befragungen des olympischen Publikums ergeben, dass die Aktion von überragendem Erfolg gekrönt ist. Alle heimischen Zuschauer bekunden, allen Athleten gleichmäßig applaudieren zu wollen. "Wir feuern alle an. Das ist ein Fest für die ganze Welt", sagt ein Student aus der Hafenstadt Tianjin.
Ziel der Organisatoren: Beifall für alle
Die überwältigende Mehrheit der Chinesen ist ebenso glücklich wie aufrichtig begeistert, dass die Spiele zum ersten Mal in ihrem Land stattfinden. Viele nehmen große Strapazen auf sich, um nach Peking zu kommen. "Wir sind über Nacht 19 Stunden Auto gefahren, 1.800 Kilometer weit", berichtet Li Guoqiang, ein Familienvater aus dem ostchinesischen Zhejiang. "Wenn ein Chinese gewinnt, sind wir natürlich besonders froh, aber wir applaudieren auch den anderen." Andere Zuschauer äußern sich fast gleichlautend - Beifall für alle.
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