Auf die Knie!

Motorradtraining bringt Hang off für jeden

Motor
27.07.2008 19:54
„Knie am Boden? Ich bin doch nicht wahnsinnig! Hang off fahren sowieso nur Verrückte!“ So denken viele, und die meisten vor allem deshalb, weil sie es nicht besser wissen. Oder aus Neid. Wer diese ach so verrückte Fahrtechnik aber mal beherrscht, wird anders reden. Allerdings hindert einen meist die Angst an gröberen Schräglagen – um Körper, Bike und Brieftasche. Aber in der Nähe von München gibt es eine Motorradschule, die das Knieschleifen JEDEM beibringt. MS² verleiht seinen Motorrädern Flügel – und den Schülern die höheren Weihen des Bikens!
(Bild: kmm)

"Und damit kann man fahren?" Denke ich mir, als ich die 500er Suzuki sehe, die uns einen Tag lang als Trainingsgerät dienen wird. Links und rechts ist je ein verstellbarer Ausleger angeschraubt, ein sogenannter Flügel. Auf dem linken liegt das Bike, unsere erste Aufgabe ist es, anzufahren und das Motorrad erst mal auf die Räder zu bringen. Offenbar ist das schwerer, als es ausschaut, einige von uns fünf Teilnehmern scheitern und drehen einige Runden auf dem Stützrad. Peinlich. Gut, dass mir das nicht passiert ist!

Derber lernt sich’s schneller
„Sack am Tank!“ und „Den Lenker brauchst nicht festhalten, der ist angeschraubt“ sind zwei der Tipps, die uns Christian, unser Trainer, mitgibt. „Das Motorrad braucht euch nicht, es fährt ganz von allein, also stört es nicht!“ ist eine weitere goldene Weisheit, die auch ohne Flügel gilt. Der Umgang mit den Flügeln ist jedenfalls schnell gelernt, bald sind sie ganz einfach hilfreich bei den Handlingübungen (beim Fahren fallen sie nicht ins Gewicht, weil sich selbiges aufhebt). Wer schnell fahren will, sollte sein Gefährt eben auch langsam beherrschen. Und es winkt ja am Nachmittag das 1x1 der Schräglage!

Gib Gas, ob trocken oder nass!
Am Nachmittag gehen wir dann auf die große Acht, die Schräglage, die die Flügel zulassen, wird immer größer und das Tempo höher. Dazwischen lernen wir trocken, wie man beim Hang-off-Stil sitzt (vor allem: Nicht am Lenker festhalten!). Wobei: Trocken ist relativ, denn es schüttet zeitweise ziemlich. Macht aber nichts, denn es ist unglaublich, wie viel Grip eine nasse Straße bietet! Man muss halt mit dem Gasgriff vorsichtig sein, weil das Hinterrad in starker Schräglage nicht viel Beschleunigungsenergie übertragen kann, ohne wegzurutschen. Aber da kann man sich hier bestens herantasten. Wenn man nämlich abfliegt, landet man mit der Schulter am Flügel – und nix kann passieren.

Wer sich verkrampft, stürzt
Und genau dieses sichere Gefühl ist es, das uns Slides in Schräglagen am Knie fahren lässt, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte. Dazu kommt die richtige Blicktechnik. „Kopf drehen – und Gaaas!“, damit zieht sich der Bock fast automatisch zum nächsten Kurveneingang, auch wenn’s durch die Wasserlache geht und du glaubst, jetzt fliegst du ab und das geht sich niiiie aus. Es geht. Das Knie soll auf den Boden, das Stützradl gerade nicht, und man muss schnell genug sein. Immer wieder fällt einer nach innen um, bis er sich traut, ein gescheites Tempo zu fahren. Aber wer am Gas bleibt – hurra!

Die Hammer-Schräglagen gehen natürlich auch ohne Flügel mit dem eigenen Motorrad – aber die Angst ist ein Hund und verkrampfte Arme am Lenker sind ein Garant für den Abflug.

Hang off gilt auch ohne Knieschleifen
Ach ja, man muss das Knie nicht auf den Boden strecken, um Hang off zu fahren. Einfaches Gewichtverlagern gilt auch schon als Hang off, erklärt Christian, und das ist ein sehr sicherer Fahrstil, "weil du nicht so viel Schräglage brauchst", um mit demselben Tempo durch die Kurve zu fahren. Knieschleifen gehört tatsächlich auf die Rennstrecke.

Das Schräglagentraining ist übrigens Tag zwei eines dreitägigen Trainings (lässt sich aber auch einzeln buchen). Tag eins ist Handling im Gelände mit einer Enduro (Christian: Es sind schon viele gute Endurofahrer Superbikehelden geworden, aber nicht umgekehrt). Tag drei ist dem Bremsen gewidmet, wobei man auch einiges Erstaunliche lernt – unter anderem, was Fahrschullehrer falsch machen.

Wer glaubt, er kann gut Motorrad fahren und ihm macht keiner was vor, dem empfehle ich ein Training in Steinhöring in der Nähe von München. Da gibt’s echt was zu holen!

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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