Der Linzer Gerichtsmediziner Johann Haberl wurde in einer Woche drei Mal nach Steyr gerufen:
* Dort ist am Montag am Tabor jene erst 16-jährige Mutter eines elfmonatigen Söhnchens gefunden worden, der, wie exklusiv berichtet, die beiden befreundeten Junkies Amir I. (22) und Kerstin W. (20) stundenlang tatenlos beim Sterben zuschauten. Das süchtige Paar wird nun wegen Unterlassung der Hilfeleistung angezeigt.
* Mittwoch früh fand ein Betreuer bereits das nächste Drogenopfer am Steyrer Tabor: Der arbeitslose 18-jährige Michael W. war ebenfalls einem Suchtgift-Schlafmittel-Mix erlegen, stellte der Linzer Obduzent fest.
* Freitag fand dann ein Freund den toten 41-jährigen Christian P., der allein in seiner Wohnung im Stadtteil Steyrdorf die gleiche mörderische Mischung auch noch mit alkoholischen Getränken hinuntergespült hatte.
Das ist heuer bereits das sechste Drogenopfer aus der Eisenstadt, doch keiner der Fälle hängt mit einem anderen Kreis zusammen: Vor drei Wochen war ein 20-jähriger Steyrer bei Freunden in einer Linzer Wohnung umgekommen, schon vorher hatten zwei Steyrer in Wien und daheim tödliche Dosen geschluckt.
„In allen sechs Fällen waren Schlafmittel ausschlaggebend, die ärztlich verschrieben werden und überall zu bekommen sind“, klagt Wolfgang Klima von der Steyrer Suchtberatungsstelle X-Dream, die 250 Klienten betreut: „Und jeder geht ein Risiko ein, aber am gefährlichsten sind Rückfälle, wenn mit neuen Dealern und neuen Drogen experimentiert wird.“
Deshalb hält der Experte die umstrittenen verordneten Drogen-Ersatzstoffe für eine „gute Notlösung, weil sie klinisch rein sind und ihre Dosierung bekannt ist“.
Repro: Markovsky
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.