Künstliches Gas

Flat-TV-Produktion belastet das Klima

Elektronik
04.07.2008 16:18
Flache Bildschirme helfen Strom zu sparen und schonen damit die Umwelt - doch diesen Bonus haben sie offenbar schon vor der ersten Inbetriebnahme verblasen: Das in der Produktion von Flachbildschirmen verwendete Stickstofftrifluorid gefährdet die Atmosphäre viel stärker als bisher bekannt. Stickstofftrifluorid wird zur Entfernung von Rückständen von der Bedampfung des Bildschirms verwendet. Laut "NewScientist" ist diese zu den langlebigen Treibhausgasen gehörende Verbindung 17.000 Mal wirksamer als Kohlendioxid.

"Das Problem ist, dass dieses ein künstliches Gas ist und im Gegensatz zu Kohlendioxid natürlicher Weise nicht in der Atmosphäre vorkommt. Von daher hat es pro Masseneinheit einen besonders starken Einfluss auf den so genannten Treibhauseffekt", erläutert Hartmut Graßl vom Max-Planck-Institut für Meteorologie

Derzeit würden jedes Jahr 4.000 Tonnen dieses Gases in die Atmosphäre eingeleitet werden. "Dies entspricht etwa 67 Mio. Tonnen Kohlendioxid und wir erwarten, dass sich die ausgestoßene Menge im nächsten Jahr verdoppeln wird", sagt Michael Prather, Direktor des Instituts für Umwelt an der Universität von Kalifornien in Irvine. Problematisch sei, so Prather, dass es im Gegensatz zu Kohlendioxid keine umfassende Kontrolle über die abgegebenen Mengen von Stickstofftrifluorid gibt. Von daher könne man auch nicht genau sagen, wie viel davon bereits in die Atmosphäre gelangt sei. Hinzu kommt, dass Stickstofftrifluorid nicht im Kyoto-Protokoll von 1997 Erwähnung findet. "Grund dafür ist, dass es damals noch kaum benutzt wurde. Aber wir hoffen, dass es in den Nachfolgeerklärungen als gefährliches Treibhausgas mit aufgenommen wird", erklärt Graßl.

Treibhauseffekt: Nützlich, aber gefählich
Der Treibhauseffekt, der ein natürlicher und für das Leben auf der Erde notwendiger ist, basiert auf der Absorption und Umwandlung von Sonnenstrahlen und deren erneuter Emission. "Die einfallende Strahlung der Sonne ist kurzwellig und diese wird von sämtlichen Körpern auf der Erde absorbiert und dann als langwellige Strahlung wieder in Richtung Weltall abgegeben", so Graßl weiter. In der Atmosphäre kommt es durch die Treibhausgase zu einer erneuten Absorption dieser Strahlung. "Würde es die Treibhausgase nicht geben, wäre es auf der Erde so kalt, dass hier kein komplexes Leben möglich wäre", erklärt Graßl. Doch dadurch, dass jährlich alleine 32,4 Mill. Tonnen Kohlendioxid zusätzlich in die Atmosphäre gepumpt werden, erwärmt sich das Klima zusehends. Erst in den hohen Luftschichten, in 40-50 Kilometer Höhe, werden diese neuen Treibhausgase durch das dann kurzwelligere Sonnenlicht in ihre Bestandteile zerlegt. Bis dies passiert wandern die Gase wie in einem Fahrstuhl aber zwischen der Stratosphäre und der Troposphäre hin und her. Diese Wanderung kann beim Stickstofftrifluorid bis zu 550 Jahre dauern - denn so lange dauert es, bis es wesentlich zerfallen ist. (pte)

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