Bluttat vertuscht

Aufstand in China nach Mord an 15-Jähriger

Ausland
30.06.2008 07:28
Selten bekommt man solche Bilder aus China zu sehen, dem "Land des Lächelns", wie es von der kommunistischen Regierung durch Zensur und Meinungsunterdrückung verklärt wird: Tausende Demonstranten gingen am Samstag im Südwesten der Volksrepublik auf die Straße, steckten Regierungsgebäude und Autos in Brand. Der Grund: Der Vergewaltigungsmord an einem 15-jährigen Mädchen, der von Polizei und Bezirksregierung vertuscht wird.

Die Proteste ereigneten sich im Bezirk Wengan in der Provinz Guizhou. Auslöser war der Tod eines Onkels des Mädchens, der sich zuvor bei der Polizei über das Einstellen der Ermittlungen in dem Fall beschwert hatte. Er war daraufhin brutal zusammengeschlagen worden und an den Folgen seiner Verletzungen gestorben.

200 Demonstranten festgenommen
Auf privaten Internetseiten veröffentlichte Bilder zeigen mehrere tausend Menschen, vor der Polizeiwache von Wengan. Aus dem Gebäude steigt Rauch auf. Das unabhängige Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratie in Hongkong sprach von über 10.000 Demonstranten und bis zu 150 Menschen, die bei Zusammenstößen mit der Polizei verletzt worden seien.

Auch habe die Polizei bereits rund 200 Demonstranten festgenommen und suche am Sonntag noch nach weiteren Beteiligten. 1.500 Sicherheitskräfte seien in die Region gesandt worden. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua - bekannt für ihre Staatshörigkeit - berichtete, die Provinzregierung habe "angemessene" Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu regeln.

Politikersohn soll Mädchen getötet haben
Der Onkel des toten Mädchens hatte sich vehement für Gerechtigkeit im Fall seiner Nichte eingesetzt. Die Polizei war nach neuntägigen Ermittlungen zu dem Schluss gekommen, dass die 15-jährige Selbstmord beging. Laut Internetbeiträgen wurde das Mädchen aber vergewaltigt und dann getötet, um die Tat zu vertuschen. Der Verdächtige soll der Sohn eines hochrangigen Vertreters der Bezirksregierung von Wengan sein.

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