Regisseur Cedric Klapisch weiß nur zu gut, dass diese Frauen das Lächeln der Cité d’amour sind, seiner Stadt, die zu bewundern er nicht müde wird. Nach seinen internationalen Erfolgen von "L’Auberge Espagnole - Barcelona für ein Jahr" und der Fortsetzung "L’Auberge Espagnole - Wiedersehen in St. Petersburg" erfüllte er sich den Herzenswunsch, in seiner Heimatstadt zu drehen, und er kredenzt uns mit "So ist Paris" charmante Seitenblicke, die aus dem Herzen und dem Bauch der Seine-Metropole kommen. Nicht so sehr das Monumentale prägt sein Paris-Bild, sondern das nonchalante Nebeneinander der Epochen, die fidele Nachbarschaft von Schönem und Normalem, ja, die liebenswerte Sentimentalität des Banalen, sind es doch die "petites histoires", die kleinen komischen, auch tragischen Alltagsgeschichten, die uns berühren und uns auf Tuchfühlung gehen lassen mit Paris und seinen Bewohnern.
Binoche als Mutter im Dauereinsatz
Da gibt es den Gemüsehändler mit sentimentaler Ader, den Uni-Professor, dem eine schöne Studentin - Melanie Laurent - den Schlaf raubt, den Tänzer - Romain Duris - auf der ewigen Suche nach Perfektion, eine Bäckersfrau mit unkonventionellen Ideen und eine alleinerziehende Mutter und Sozialarbeiterin im Dauereinsatz - Elise -, die von Juliette Binoche gespielt wird. Jawohl, Juliette, die aparte Französin mit dem geheimnisvollen Mona-Lisa-Lächeln, deren Name Filme wie "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", "Die Liebenden von Pont-Neuf", "Der Englische Patient", "Verhängnis", "Chocolat" oder Hanekes "Caché" evoziert.
„Ich bin ein Wasserwesen“
Welches Quartier, welchen Ort in Paris liebt die Aktrice am meisten? Juliette Binoche: "Die Quais der Seine, die mag ich am meisten! Besonders am Abend. Die Lichter, der Fluss, die Strömung... Ich spüre stark, dass ich ein Wasserwesen bin. Als Sternzeichen Fische mit Aszendent Krebs ist Wasser einfach mein Element! Und dann natürlich die mächtigen Brücken. Zum Teil sind sie mit meinem Leben verbunden: der Pont-Neuf etwa. Der Pont des Arts erinnert mich an Techines Film "Rendez-vous", der mich 1985 erstmals nach Cannes bringen sollte. Und der Pont-Marie führt direkt zu meinem Psychiater!"
Hat Mme Binoche einen Lieblings-Paris-Film? JBinoche: "Sie meinen neben ,Die Liebenden von Pont-Neuf? Vielleicht Jean-Luc Godards ,Vivre Sa Vie’ mit Anna Karina in der Rolle der kleinen Hure. Wunderbar, wenn sie in all ihrer Unschuld sagt: ,Müsste denn nicht die Liebe das einzig Wahre im Leben sein?` Und zur Antwort bekommt: ,Ja, aber dann müsste die Liebe immer wahr sein!’" Ist die französische Frau kokett? Juliette Binoche: "In diesem Wort schwingt mir zu viel Absicht mit. Die Französinnen lieben es zu flirten, um des Flirts willen. Ein paar Worte, Blicke, ein Lächeln, das den Tag erhellt, voilà. Ein Flirt ist wie ein Regenbogen, der sich zwischen zwei Menschen spannt. Und die Atmosphäre ähnlich aufgeladen wie nach einem Gewitter..." Ihretwegen wurde sogar ein Staatsmann schwach. Präsident Mitterrand soll Sie vergöttert haben... Juliette Binoche: "Ah, mon Dieu. Wir unterhielten uns einmal sehr angeregt über Kunst in einer Bibliothek." Und Monsieur Sarkozy, wäre er auch ein geeignetes Flirt-Objekt? Binoche: "Er ist ein charismatischer Mann."
Der Film "So ist Paris" ist ihre erste Zusammenarbeit mit Cedric Klapisch. Juliette Binoche: "Ich bin nur ein kleines Rädchen in seinem Ensemblefilm. Er macht Kino, das ganz auf der Seite der Menschen ist, eine ,comedie humaine’, und er hat viel Gespür für poetischen Realismus. Auf dem Metro-Plan ist Paris ein Geflecht aus Kreuzungen, im Film ein Geflecht aus Lebenslinien."
Von Christina Krisch, Kronen Zeitung
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