Fixe Ringsperre?

Neuer Anlauf zu autofreier Wiener Innenstadt

Österreich
27.06.2008 15:11
War die Ringsperre in Wien während der EURO 2008 ein Probelauf für eine dauerhafte Verbannung des Individualverkehrs aus der Innenstadt? Wenn es nach dem Verkehrsexperten Hermann Knoflacher von der Technischen Universität Wien geht, dann hat das mehrwöchige Fußball-Spektakel gezeigt, dass die Bundeshauptstadt auch mit einem autofreien Ring gut leben könnte. Widerstand kommt dagegen naturgemäß von den Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ, während die Grünen und die Wiener Linien den Vorschlag positiv sehen.

"Es wird Zeit, dass man den ersten Bezirk verkehrsmäßig aufwertet", schlägt Knoflacher vor. Er verweist auf das Beispiel Kärntner Straße, deren "Befahrbarkeit "seinerzeit mit Zähnen und Klauen verteidigt worden sei. 1968 habe man eine Untersuchung durchgeführt, wonach man aus der Kärntner Straße problemlos eine Fußgängerzone machen könnte, was wütende Proteste zur Folge hatte: "Es gab Sitzungen im Rathaus, da bin ich übelst beschimpft worden. Man hat mich als Killer der Innenstadt bezeichnet."

Bis die Idee in die Tat umgesetzt wurde, habe es eine Art Anlassfall gebraucht. Denn gesperrt werden musste die damalige Verkehrsader letztlich mit dem Bau der U-Bahn auf dem Stephansplatz, schilderte Knoflacher. Dabei blieb es dann auch, und die Kärntner Straße ist heute eine der prominentesten Flaniermeilen Mitteleuropas.

Grüne: Freien Platz für Radwege nutzen
Bei den Wiener Grünen sieht man sich durch die EM in der alten Forderung nach einer Sperre der Ringstraße zwischen Burg-und Schottentor bestätigt. "Die Ringsperre hat definitiv keinen Verkehrsstau verursacht", unterstrich Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. Alle Schreckensszenarien seien nicht eingetreten. Als Nahforderung plädiere man nun zunächst für die Reduktion der Fahrbahnen auf ein oder zwei Streifen. Zugleich solle der derzeit desaströse Radweg auf der freigewordene Fahrspur angelegt werden. "Die Signale aus dem Magistrat sind positiv", so Maresch.

Wiener Linien: "Haben Kapazität"
Auch die Wiener Linien sehen einer etwaigen Ringsperre gelassen entgegen. "Fakt ist, die U2 hat das, was die Ringsperre möglicherweise ausgelöst hat, locker aufnehmen können", so Sprecher Johann Ehrengruber. Schließlich sei die allgemeine Kapazität mit Eröffnung der Ausbaustrecke am 10. Mai durch den Einsatz von Langzügen um 50 Prozent gesteigert worden. Außerdem seien von einer dauerhaften Sperre die Ringstraßenbahnen nicht betroffen, die derzeit nicht fahren. Hierdurch stünden also weitere Kapazitäten zur Verfügung.

Autofahrerklubs dagegen
ÖAMTC und ARBÖ haben dagegen am Freitag ihre Ablehnung einer dauernden Ringsperre wiederholt: Wiens Verkehrsablauf laufe derzeit "auf Sparflamme", betonte Club-Experte Martin Hoffer. In den vergangenen vier Wochen habe sich daran nichts geändert, denn viele Leute hätten sich Urlaub genommen, andere würden wiederum einfach die Innenstadt meiden und ihre Geschäftstermine verschieben.

Der Geschäftsführer des ARBÖ-Wien Herbert Hübner äußerte sich ebenfalls negativ:  "Wir haben keine enge, stickige Innenstadt. Wien ist nicht so gebaut". Außerdem hätte sich viel verbessert, beispielsweise gehe die Pkw-Dichte in der Bundeshauptstadt kontinuierlich zurück. "Es gibt keine Notwendigkeit mit Gewalt die Straßen zu sperren", so Hübner.

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