Finale am Tag 3

Die Highlights vom Novarock

Musik
16.06.2008 07:55
Der letzte Tag eines mehrtägigen Festivals ist für gewöhnlich ein gemütlicher Ausklang. Nicht so beim diesjährigen Novarock-Festival in Nickelsdorf. Fürs letzte Drittel der insgesamt 160.000 Besucher an drei Tagen wurde am Sonntag ein regelrechtes Hitfeuerwerk serviert, das vom Vormittag an mit kräftigen Salven aufwartete.
(Bild: kmm)

Weder Red- noch Blue Stage waren geöffnet, dennoch gab es Live-Musik am Sonntagvormittag: Und zwar mit "Wendis Böhmischer Blasmusik" beim Frühschoppen am Novarock-Grillplatz, bei dem Veranstalter Ewald Tatar Freibier an die Besucher austeilte. Zu "Rosamunde" und der "Polka aus Prerov" gab's Crowdsurfer im Dutzend.

Hitfeuerwerk im unteren Lineup-Drittel
"t.b.a" hieß es bis zum Start des Festivals im burgenländischen Nickelsdorf beim 12.45-Uhr-Slot auf der Red Stage. "Announced" wurden dann keine Geringeren als Russkaja. Die österreichische "Russendisco" sorgte für einen Kickstart in den Tag, den die Novarocker gut gebrauchen konnten. Auf der Blue Stage eröffnete mit Vanilla Sky indes eine der bemitleidenswertesten Bands des ganzen Lineups: Mit ihrer als Parodie gedachten Spaß-Coverversion von "Umbrella", einem Pop-Superhit der karibischen Sängerin Rihanna, haben sie sich selbst den Kabarettmantel umgehängt, den sie jetzt trotz brauchbaren Eigenmaterials nicht ablegen können.

Auf der roten Bühne kehrte nach dem Kalinka-Flair wieder der Metal ein. Und er kam mit Oberlippenflaum, Stimmbruch und zwei kleinen Podesten für die Musiker, die sonst auf der großen, schwarzen Bühne im Nichts verschwinden würden: Die hispanische Metal-Combo Black Tide aus Miami wird von dem erst 15-jährigen Sänger und Gitarristen Gabriel Gomez angeführt, Bassist und Drummer sind 18 und 19. Was geboten wurde? Der Beweis, dass Teenie-Bands nicht wie Tokio Hotel aussehen müssen. Nach der brutalen und technisch hoch versierten Schredderei von "Little Gomez", der noch dazu eine für sein junges Alter schon recht männlich klingende Stimme hat, applaudierten anerkennende Gesichter.

Guadalajara trumpfen auf
Nach der Show von Alkbottle am Freitag gab es auch am Sonntag ein nennenswertes Heimspiel einer österreichischen Band am Novarock. Skindred auf der Red Stage taten sich dabei ordentlich schwer, gegen den Brassrock von Guadalajara anzukommen. Die steirische Independent-Band war nicht nur mit ein paar kleinen Pyro-Special-Effects gekommen, sondern hatte auch zwei Backgroundsängerinnen dabei, die dem satten Sound noch ein süßes Kirscherl aufsetzten. Belohnt wurde die Truppe, die beim Novarock 2006 an einem Tag die Red Stage eröffnet hatte, mit reichlich Jubel, der seinen Höhepunkt fand, als Gitarrist Gregor Münch mit einem Gitarrenkoffer Crowdsurfen ging und dabei auf dem Case in der Menge noch einen Handstand vorführte.

Nach einer matten Darbietung der kanadischen Indierockband The Weakerthans, die sich mit einem gut gemeinten, aber leider fast bis zum Herzstillstand langsamen Auftakt beinahe eine Salve an Buhrufen von den Besuchern vor der Blue Stage einhandelten, kehrten mit Anti Flag und Rise Against (beide hintereinander) wieder Punk und Hardcore auf die Hauptbühne zurück. Speziell Letztere wurden von einer Heerschar an Fans, die alle Songs laut mitsangen, empfangen. Die Stimmung und Textsicherheit war beeindruckend. Ebenso astreine Shows boten allerdings auch Alter Bridge und Disturbed auf der Red Stage. Zum ersten Mal an diesem Wochenende war der Publikumsstand auf beiden Bühnen ausgeglichen, die Entscheidung sichtlich schwer gefallen.

Auftritt des Obermackers
Mit "American Bad Ass" und Neo-Southern-Rock-Coverartist Kid Rock spazierte mehr eine Attraktion als ein "Act" auf die Blue Stage. Der Ex von Baywatchnixe Pamela Anderson ging mit den Tracks von seinem neuen Album "Rock 'n' Roll Jesus" und eingestreuten Coverversionen von ZZ Top über AC/DC bis zu den Allman Brothers allerdings nicht baden, sondern wurde als leichte Kost für zwischendurch dankend angenommen. Wie schon zuvor gab es zur selben Zeit vor der Red Stage bei Bullet For My Valentine ähnlich viel Publikum, wenngleich es dort weniger angeberisch zuging.

Solo für Rage Against The Machine
Ein Trio Infernale aus Incubus, Judas Priest (apropos: neues Album "Nostradamus" ist gerade veröffentlicht worden) und Rage Against The Machine gab den Novarockern dann nach Einbruch der Dunkelheit den Rest. Incubus kamen dabei mit derselben Bühne wie 2007, denselben Hits wie 2007, der selben Top-Performance wie 2007 (am Sonntag war's vielleicht etwas mehr "emo") - und ernteten denselben Applaus wie 2007. Als Zuckerl wurden den Besuchern dann die beiden Headliner nacheinander statt gleichzeitig serviert. Um 22.10 Uhr starteten Judas Priest auf der Red Stage, fast zwei Stunden später (mit 20 Minuten Verspätung) brausten dann RATM über den burgenländischen Acker hinweg. Der Grund für die "Solo-Show" der wieder vereinten Crossover-Legenden um Zack de la Rocha und Tom Morello: Sie sind mit Judas Priest beim selben Booking-Management untergebracht und da darf sich offenbar keiner der beiden Schützlinge benachteiligt fühlen. Nachdem Rob Halford also den Novarockern zum Abschluss einmal zeigte, wie der "Godfather of Metal" sein Handwerk ausübt, wurde auf der Blue Stage die Bestie freigelassen und Rage Against The Machine brachten die Menge ein letztes Mal zum Überkochen.

Von Christoph Andert

 

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