Angriff mit Raketen
Taliban befreien in Afghanistan Hunderte Häftlinge
"Alle Insassen sind geflohen. Da ist keiner mehr übrig", sagte Wali Karzai, der Präsident des Provinzrats von Kandahar und Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai. Mehrere Polizisten wurden bei dem Überfall getötet, wie viele war zunächst unklar. In ersten Meldungen war von neun toten Polizisten die Rede gewesen.
Bei den Befreiten handelte es sich laut Karzai um viele "wichtige" Taliban. Darunter seien viele Selbstmordattentäter gewesen, die von der Polizei kurz vor einem Anschlag gestellt worden waren. Karzai erklärte weiter, in dem Gefängnis seien mindestens 350 Kämpfer der Taliban gewesen, die im Mai in einen Hungerstreik getreten waren. Wie viele Häftlinge insgesamt in Sarposa einsaßen, war zunächst nicht bekannt.
Angriff von langer Hand vorbereitet
Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff auf das Sarposa-Gefängnis. 30 Aufständische und zwei Selbstmordattentäter hätten das Gefängnis koordiniert angegriffen, sagte Taliban-Sprecher Kari Youssef Ahmadi. Hunderte Taliban seien erfolgreich befreit worden. Der Angriff wurde Ahmadi zufolge seit zwei Monaten penibel vorbereitet, "um unsere Taliban-Freunde zu befreien".
Feuergefechte und Raketenbeschuss
Der Angriff erfolgte am späten Freitagabend gegen 21.30 Uhr Ortszeit. Zuerst explodierte ein mit Sprengstoff beladener Tanklaster beim Haupttor, dann bombte ein Selbstmordattentäter ein Loch in die rückwärtige Seite der Anstalt, wie Gefängnischef Abdul Kabir erklärte. Aufständische stürmten das Gefängnis. Offenbar gab es heftige Feuergefechte. Etwa 30 Minuten lang waren in der Stadt Explosionen zu hören, der Raketenbeschuss dauerte bis in die frühen Morgenstunden (Ortszeit).
Die NATO-Truppen erklärten zunächst nur, sie wüssten, dass es Kämpfe gegeben habe. Kandahar, die zweitgrößte Stadt Afghanistans, war früher die Hochburg der Taliban. In den Provinzen im Süden Afghanistans kommt es immer wieder zu heftigen Gefechten zwischen NATO-Truppen und Kämpfern der Taliban.
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