Suche nach Organen

Nach dem Notarzt kommt der Organexperte

Ausland
13.06.2008 11:21
Notfalleinsatz am Unfallort in New York: Ein Krankenwagen eilt heran, Rettungskräfte kommen dem Opfer zur Hilfe. Doch das ist noch nicht alles: Dahinter wartet eine zweite Ambulanz mit einem Spezialteam. Ihre Aufgabe beginnt erst, falls für das Opfer das Leben endet. Sie sollen den frischen Leichnam zur Organentnahme vorbereiten.

Die Entsendung von Doppel-Ambulanzen ist ein Modellprojekt in New York, das viele Gegner auf den Plan ruft. Die Vorstellung, dass Menschen im Fall des unerwarteten Ablebens sogleich zur Organentnahme konserviert werden, sorgt für Unbehagen. Für Kranke, die auf einen Organspender warten, bedeutet das Projekt neue Hoffnung.

Vorkehrungen für den Fall X
Das New Yorker Projekt wurde mit finanzieller Unterstützung des US-Gesundheitsministeriums aus der Not geboren: Im Durchschnitt sterben in den USA jeden Tag 18 Menschen, deren Leben durch ein Spenderorgan hätte verlängert werden können. Die Initiative Donate Life America (DLA), die für die Bereitschaft zu Organspenden wirbt, hat in einer Umfrage herausgefunden, dass 90 Prozent der US-Bürger bereit wären, im Todesfall ein Organ zu spenden. Aber nur 30 Prozent haben die erforderlichen Vorkehrungen für den Fall X getroffen.

Jede Minute zählt
Für Transplantationsmediziner zählt nach dem Tod eines Menschen jede Minute. Das Team an Bord der New Yorker Spezialambulanz injiziert den verstorbenen Opfern Lösungen, die zum Erhalt der Organe nötig sind. Die sterbliche Überreste werden sofort ins Krankenhaus gebracht und dort für eine Transplantation vorbereitet. Unterdesen bemüht sich das Personal um die Einwilligung der Hinterbliebenen, ohne die eine Entnahme nicht erfolgen darf. Wird die Einwilligung erteilt, kann die Transplantation sofort beginnen. Dadurch wird wertvolle Zeit gewonnen.

Ambulanz auf der Suche nach ihren Organen
Die Besatzung der Zweitambulanz am Unfallort wird nur dann aktiv, wenn tatsächlich ein Todesfall eintritt. Kritiker finden das Projekt geschmacklos. "Das ist eine schlechte, kontraproduktive Idee", sagt Michael Grodin, Professor für Bioethik am Albert-Einstein-College in New York. "Manche Menschen werden das so empfinden, als kreuze eine Ambulanz auf der Suche nach ihren Organen durch die Stadt." Grodin weist außerdem darauf hin, wie schwierig es sein kann, bereits am Unfallort festzustellen, ob jemand tatsächlich gestorben ist. "Jemanden draußen im Freien für tot zu erklären, ist eine heikle Entscheidung, es sei denn, die Leiche ist enthauptet oder verwest."

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