Bosnien-Gräuel
Mutmaßlicher Kriegsverbrecher verhaftet
Die Festnahme Zupljanins erfolgte in einer gemeinsamen Aktion der serbischen Polizei und des Geheimdienstes BIA unter Leitung von Sonderstaatsanwalt Vladimir Vukcevic. Vukcevic leitet auch das serbische Team für die Fahndung nach den flüchtigen Haager Angeklagten.
Seit April auf Zupljanins Fersen
Die serbische Polizei hatte bereits im April einen Versuch unternommen, Zupljanin im südserbischen Nis festzunehmen. Damals gelang es dem früheren hohen Polizeifunktionär, der Polizei zu entkommen. Wo genau er festgenommen wurde, war zuerst unklar. Die unweit von Banja Luka lebende Familie des Haager Angeklagten appellierte kürzlich an ihn, sich zu stellen.
Gegen den 56-Jährigen wurde im Jahr 1999 Anklage erhoben. Die Anklageschrift wurde jedoch erst im Juli 2001 veröffentlicht. Als einstiger Polizeichef in Banja Luka und zeitweiliger Berater von Karadzic soll Zupljanin Verbrechen an bosniakischen und kroatischen Zivilisten in der nordwestbosnischen Krajina begangen haben. Ihm unterstanden auch jene Polizeikräfte, die 1992 für die Gefangenenlager in der Umgebung von Banja Luka verantwortlich waren. Bis Ende jenes Jahres kamen laut der Anklage Hunderte Bosniaken und Kroaten ums Leben, während Tausende aus dem Gebiet um Banja Luka vertrieben wurden.
Überstellung nach Den Haag innerhalb von 72 Stunden
Die Haager Anklage wirft Zupljanin Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsgewohnheiten, Zerstörungen sowie schwere Verstoße gegen die Genfer Konventionen aus dem Jahre 1949 vor. Die Überstellung an das UNO-Tribunal soll innerhalb von 72 Stunden erfolgen.
Die EU-Kommission hat die Festnahme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Stojan Zupljanin durch die Behörden in Serbien am Mittwoch begrüßt. "Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung volle Zusammenarbeit mit ICTY" (dem UNO-Kriegsverbrechertribunal, Anm.), erklärte Erweiterungskommissar Olli Rehn am Mittwoch in Brüssel in einem Statement.
Bombendrohung gegen Sondergericht
Die Verhaftung von Zupljanin schlägt bereits Wellen. Am Mittwochnachmittag hat es am Belgrader Sondergericht für Kriegsverbrechen einen falschen Bombenalarm gegeben. Die anonyme Warnung sei gegen 15 Uhr eingegangen, meldeten serbische Medien. Die daraufhin eingeleitete Bombensuche verlief erfolglos. Zu diesem Zeitpunkt befand sich auch der wenige Stunden zuvor in einer Wohnung in Pancevo bei Belgrad festgenommene Zupljanin in dem Gerichtsgebäude.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.