Mit Essen erstickt

“Mord” geklärt – Mitpatient wollte Opfer füttern

Österreich
12.06.2008 23:59
Die anfänglich als Mord eingeschätzte Tötung in der Grazer Nervenklinik ist geklärt: Als Täter wurde ein 69-jähriger Mitpatient des Opfers "überführt". Der Mann habe allerdings keine Tötungsabsicht gehabt, sagt Oberst Alois Eberhart von der Polizei. Laut dem Chef-Ermittler habe der an einer "psychotischen Erkrankung" leidende Mann seinen auf dem Bett fixierten Mitpatienten nur füttern wollen.

Der Mitpatient habe zugegeben, den Tod des 48-jährigen Pfleglings verschuldet zu haben, erklärte Eberhart. Das Opfer habe Hunger gehabt, und er habe ihn "nur füttern" wollen, berichtete der Kriminalist von den Einvernahmen. Wie die kleine Alu-Dose mit Leberaufstrich in den Rachen gekommen war, habe sich der Mann selbst nicht erklären können.

Schwierige Einvernahme des "Täters"
Die Einvernahmen hätten sich sehr schwierig gestaltet, sagte Eberhart. Der Mann sei psychisch schwer krank, man habe die Befragungen öfters unterbrechen müssen, phasenweise habe der Mann wirr gesprochen. Dennoch habe er letztlich glaubhaft den Hergang geschildert und gezeigt. "Seine Schilderung, Zeugenaussagen und die Fakten passen zusammen", so Eberhart.

Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Manfred Kammerer, sagte, komme es in Fällen, in denen der Beschuldigte unzurechnungsfähig ist, zu keiner Anklage. Es werde nur ein Antrag auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher gestellt. Diese habe aber im konkreten Fall keine Auswirkungen auf die Unterbringung und würde nur im Zusammenhang mit einer möglichen Entlassung eine Rolle spielen.

Mit Leberaufstrich und Semmel erstickt
Das 48-jährige Opfer war am Dienstagabend in der Grazer Landesnervenklinik Sigmund Freud tot aufgefunden worden. Wie die gerichtlich angeordnete Obduktion tags darauf bestätigte, war der Patient an einer kleinen Dose Leberaufstrich und einer halben Semmel, die ihm in den Rachen geschoben worden waren, erstickt. 

Wie der Mitpatient den Mann unbemerkt füttern konnte, ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen. Rasch war nach der Tat Kritik am Umstand aufgekommen, dass das Opfer trotz Fixierung offenbar über einen längeren Zeitraum vom Personal unbeaufsichtigt war.

Opfer seit der Kindheit Pflegefall
Der 48-Jährige ist seit seiner Kindheit nach einer Gehirnhautentzündung ein Pflegefall. Er hatte sich seit 14 Tagen zur Behandlung in der Klinik befunden. Auf der Station waren noch zehn Mitpatienten, die an psychotischen Erkrankungen leiden, sich aber grundsätzlich frei zwischen den Zimmern bewegen können.

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