Im Vergleich zur Anfangs-Formation gegen Kroatien nahm Hickersberger drei personelle Änderungen vor (Garics, Leitgeb, Korkmaz statt Standfest, Säumel und Gercaliu) und bewies damit weit mehr Mut zum Risiko als in der ersten ÖFB-Partie. Der Coach stellte auf eine Viererkette mit Garics und Pogatetz an den Außenpositionen sowie Prödl und Stranzl im Zentrum um, an den Flanken agierten die offensiven Ivanschitz und Korkmaz, die Unterstützung von Aufhauser und Leitgeb im Zentrum erhielten. An vorderster Front stürmten wie schon gegen Kroatien Harnik und Linz.
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Diese Taktik erwies sich zunächst als goldrichtig. Im Gegensatz zum Duell mit den Kroaten übernahmen die Österreicher sofort die Initiative und gaben durch Ivanschitz (6./Weitschuss daneben, 10./Freistoß von Boruc pariert) erste Warnschüsse ab. Es folgten jene sechs Minuten, in denen die Gastgeber die Partie vorzeitig zu ihren Gunsten entscheiden hätten müssen.
Harnik vernebelt die beste Chance
Nach einem missglückten Rückpass von Wasilewski zog Harnik in der elften Minute allein aufs Tor, Boruc wehrte aber mit dem Oberschenkel ab. Drei Minuten später setzte sich Korkmaz links durch, nach dessen Querpass rettete Boruc bei einem Harnik-Schuss vom Fünfer per Fußabwehr. Wieder drei Minuten danach spielte Ivanschitz auf Leitgeb, der Steirer zog praktisch von der Mittelauflage aus aufs Polen-Tor, doch ein weiteres Mal blieb der überragende Boruc Sieger.
Und wieder einmal kam die alte Fußball-Weisheit zum Tragen, wonach man die nicht geschossenen Tore selbst kassiert, denn der erste ernstzunehmende Angriff der Polen führte in der 30. Minute zum ÖFB-Rückstand. Nach einer weiten Flanke von Smolarek stand Pogatetz zunächst zu weit von Saganowski entfernt und fälschte anschließend dessen Torschuss so unglücklich ab, dass Roger den Ball nur noch ins leere Tor zu seinem ersten Länderspiel-Treffer schieben musste. Der Schock währte aber nur kurz und Österreich kam dem Ausgleich bereits in der 45. Minute nahe, als Stranzl eine Freistoß-Flanke von Leitgeb knapp verfehlte.
Schwere Fehlentscheidung des Schiedsrichters
Zu Pech und Unvermögen im Abschluss gesellte sich in der 47. Minute auch noch eine Fehlentscheidung des englischen Schiedsrichters Webb, der übersah, dass Ivanschitz nach Stranzl-Pass vom eingewechselten Golanski im Strafraum am Trikot zurückgehalten wurde. Drei Minuten später hatte Smolarek nach einem Konter die Chance auf die Vorentscheidung am Fuß, scheiterte aber an Macho.
Diese Aktion läutete die stärkste Phase der Polen ein. In der 63. Minute klärte Macho nach Roger-Flanke bei einem Schuss des sträflich allein gelassenen Bak mit einer Fuß- und beim Nachschuss von Lewandowski mit einer Faust-Abwehr. Hickersberger reagierte und brachte für die enttäuschenden Ivanschitz und Linz in der 64. Minute Vastic und Kienast - sehr zum Unmut der beiden Ausgewechselten.
Vastic hält die EURO-Chance am Leben
Am Spielverlauf änderte dies aber vorerst wenig, so musste sich Macho bei einer Freistoß-Bombe von Krzynowek (68.) auszeichnen. Erst ab der 75. Minute war die ÖFB-Auswahl wieder die tonangebende Mannschaft, kam aber zu keiner zwingenden Chance mehr - bis Webb in der 93. Minute auf Elfmeter entschied, als der gegen Deutschland gesperrte Prödl vor einem Freistoß von Lewandowski im Strafraum umgerissen wurde. Vastic trat an, verwertete souverän und trug sich damit ebenso wie bei der WM 1998 mit dem 1:1 gegen Chile praktisch in letzter Minute in die Torschützenliste ein.
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