157 Festnahmen

Klagenfurter EM-Party von Hooligans gestört

Österreich
09.06.2008 14:55
Eine Party mit 157 Festnahmen - das waren der Sonntagabend und die Nacht auf Montag in Klagenfurt, wo das erste Hochrisikospiel der EURO 2008 über die Bühne gegangen war. Ein Einsatz betraf allein 140 deutsche Hooligans, die an der Ecke Herrengasse-Ursulinengasse von der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA), dem Unterstützungskommando Bayern, der nordrhein-westfälischen Polizei und der Einsatzeinheit Oberösterreich zerniert und aus dem Verkehr gezogen wurden. Bevor sie Gewalttaten setzen konnten, wie Sicherheitsdirektor Albert Slamanig und Landespolizeikommandant Wolfgang Rauchegger am Montag betonten.

Rauchegger zeigte sich zufrieden: "Es war überwiegend Partylaune angesagt, drohende Unruhen konnten wir im Keim ersticken." Für Landeshauptmann Jörg Haider war es eine "Glanzleistung, sowohl was die österreichische Exekutive als auch was die deutschen Kollegen betrifft".

Die 140 deutschen Hooligans waren bereits den ganzen Nachmittag beobachtet und an der Ecke Herrengasse - Ursulinengasse festgenommen worden, nachdem sie Nazi-Sprüche wie "Alle Polen müssen einen gelben Stern tragen" skandierten. Die WEGA und Bayern griffen unter Einsatzleiter Oberst Ernst Albrecht blitzschnell zu, nachdem es zu einem Angriff auf Polizisten gekommen war.

Laut Rauchegger bekamen sechs Personen in der Nacht eine Anzeige nach der Strafprozessordnung: Vier wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, einer wurde wegen Landfriedensbruch (darunter ist das wissentliche Zusammenrotten einer Menschenmenge zu verstehen, die unter anderem darauf abzielt, Körperverletzungen oder schwere Sachbeschädigungen zu begehen) belangt, einer wegen Raufhandels. Zwei der Festgenommenen wurden der Justiz übergeben. 23 wurden wegen Verwaltungsübertretungen angezeigt, bei 128 kam man mit einer Identitätsfeststellung aus. Vier Verdächtige befanden sich am Montagvormittag noch in Polizeigewahrsam.

Außerdem teilte Rauchegger mit, dass vier der Festgenommenen bereits in der Gewalttäter-Sport-Datei aufschienen. Dass sie überhaupt nach Österreich gelangen konnten, erklärte der Landespolizeikommandant damit, dass die vier möglicherweise bereits vor dem Einziehen der Grenzkontrollen eingereist seien.

Keine strafrechtliche Folgen wegen Nazi-Parolen
Allerdings bleibt das öffentliche Skandieren von Nazi-Parolen für die Hooligans ohne strafrechtliche Folgen. Das Strafgesetzbuch sieht für derartiges Verhalten zwar grundsätzlich bis zu zwei Jahre Haft vor, das Kärntner Landespolizeikommando hat allerdings von einer Anzeige wegen Verhetzung Abstand genommen. Die fremdenfeindlichen Sprüche hätten "keinen konkreten Personen" zugeordnet werden können, hieß es dazu am Montag bei der Sicherheitsdirektion für Kärnten. Gemäß Paragraf 283 StGB droht demjenigen ein Strafverfahren, der öffentlich auf eine Weise, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden, zu einer feindseligen Handlung gegen ein Volk auffordert.

Kleinere Scharmützel
Weitere 17 Personen wurden bei einigen kleineren Scharmützeln vor allem am Neuen Platz sowie am Messegelände festgenommen. Insgesamt kamen 144 Deutsche, zehn Polen, zwei Österreicher und ein Slowene in Polizeigewahrsam. Insgesamt waren in Klagenfurt 2.500 Beamte im Einsatz, landesweit etwa 3.000. Einer von ihnen wurde durch ein Wurfgeschoß leicht verletzt, ein zweiter bei einem Unfall mit dem Motorrad.

Mit dem Besuch in Klagenfurt zeigten sich sowohl Haider als auch Bürgermeister Harald Scheucher sehr zufrieden. Inklusive Stadiongänger kamen 80.000 Menschen in Klagenfurt zusammen. Scheucher: "Es war ein super Fußballfest mit Deutschen, Polen und Kroaten. Der Wermutstropfen war, dass die Klagenfurter nicht in dem Ausmaß teilnahmen, wie wir uns das wünschten." 25.000 der Besucher kamen laut dem Stadtoberhaupt aus Deutschland, 30.000 aus Polen und 5.000 aus Kroatien. Der Rest waren Österreicher.

"Die Fanzone am Neuen Platz wird sehr gut angenommen", sagte Scheucher. 7.000 Besucher waren dort, das Areal musste geschlossen werden. Je 10.000 FUßball-Interessierte fanden sich in der Zone am Messegelände und in der Fanmeile. Im Bierzelt im Europapark hatten sich 6.000 Fans versammelt. Lob kam vom Bürgermeister auch für das Verkehrsleitsystem sowie für die Saubermacher-Task-Force, die Montag früh Klagenfurt aufgeräumt hatte.

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