Nur pillengroß

Fernsteuerbare Kamera für Speiseröhre entwickelt

Wissenschaft
04.06.2008 10:51
Eine Fernsteuerung für Kameras, die zur Spiegelung der Speiseröhre und des Magens dienen, haben Wissenschafter des Fraunhofer Instituts für biomedizinische Technik (IBMT) in Deutschland entwickelt. Kleinstkameras in Pillengröße ermöglichten zwar schon bisher Aufnahmen aus dem Inneren des menschlichen Körpers, ihre schlechte Navigierbarkeit setzte dem Einsatzspektrum bisher aber Grenzen. Das neue Steuersystem auf Magnetbasis ermöglicht nun aber eine gezielte Lenkung der Mini-Kameras.

"Bisher waren solche Kameras nur für den Einsatz im Dick- und Dünndarm brauchbar, in der Speiseröhre waren sie nur wenig kontrollierbar, weil sie einfach heruntergeplumpst sind", erklärt Frank Volke, Gruppenleiter im IBMT. "Mit der von uns entwickelten Magnetvorrichtung kann die Kamera an die gewünschte Stelle manövriert und in der Speiseröhre angehalten werden."

Möglich macht die gezielte Navigation eine Art Fernbedienung in der Größe einer Schokoladentafel. "Der Arzt kann diese dann während der Untersuchung in der Hand halten und am Körper des Patienten auf und ab bewegen", sagt Volke. Im Körperinneren würde die Kamera dann präzise den Bewegungen folgen, auch der Blickwinkel des Aufnahmegerätes lässt sich genau einstellen. "So lassen sich die interessanten Regionen in der Speiseröhre und im Magen genau abbilden, beispielsweise die Magenklappe", führt der Forscher aus.

System schon in drei bis fünf Jahren marktreif
Auch die Magenwand kann mit der Kamera nun gezielt abgescannt werden. Als Alternative für die ungesteuerte Kamerafahrt stand für die Spiegelung der Speiseröhre bisher nur die endoskopische Untersuchung zur Wahl - ein für viele Patienten sehr unangenehmer Prozess. Das von den Fraunhofer-Forschern in Zusammenarbeit mit dem Kamera-Hersteller Given Imaging entwickelte Steuersystem soll in einigen Jahren eine schonendere Untersuchung ermöglichen. "Wir rechnen mit Marktreife und Zulassung innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahren", so Volke.

Erste Praxistests bereits erfolgreich verlaufen
Die Magnetsteuerung arbeitet dabei mit nur geringen magnetischen Feldern. "Während bei der Kernspintomographie mit großen Feldern gearbeitet wird, geht es hier um Magnetfelder, die man entsprechend verpackt in der Hand halten kann", erläutert Volke.

Auch im ersten Praxistest hätte sich die Kombination aus Kamera und Fernsteuerung bewährt: "Im Verträglichkeitstest wurden keinerlei unangenehme Empfindungen bei den Patienten ausgelöst. Die Kamera wird zudem nicht durch das Magnetfeld in ihrer Funktion gestört." Insgesamt zehn Minuten lässt sich die Minikamera so in der Speiseröhre halten - auch beim aufrechten Sitzen - bevor sie sich anschließend ihren mehrstündigen Weg durch den Darm bahnt. (pte)

Foto: (c) Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik

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