17 Jahre Haft

Wiener sticht im Blutrausch Ehepaar nieder

Österreich
03.06.2008 20:16
Eine schreckliche Bluttat hatten am Dienstag Geschworene im Wiener Straflandesgericht zu beurteilen. Der Sohn eines angesehenen Chefarztes wurde wegen versuchten Doppelmordes zu 17 Jahren Haft verurteilt. Der 27-Jährige hatte am 25. Mai 2007 in einem wahren Blutrausch in der Kleistgasse in Wien-Landstraße zwei Bekannte brutal niedergestochen. Dass die beiden überlebten, grenzte an ein Wunder.

Der Angeklagte, der zuletzt in der Privatordination seines Vaters als Arzthelfer angestellt war, hatte den Abend mit Freunden verbracht. Dieser verlief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Seine Freundin ging vorzeitig nach Hause. Was genau den 27-Jährigen auf die Idee brachte, in dieser Situation gegen 22 Uhr Doriano P. (45) aufzusuchen, blieb in der Verhandlung unklar.

Jedenfalls gab der 27-Jährige vor, seinem Bekannten, den er Jahre zuvor in einem Lokal kennengelernt und zuletzt Ende 2006 gesehen hatte, 400 Euro zurückgeben zu wollen, die er sich einst ausgeborgt hatte. Doriano P., der vor 20 Jahren von Venedig nach Wien gezogen und seither in der Gastronomie tätig war, freute sich, den 27-Jährigen wiederzusehen und ließ ihn in seine Wohnung.

Bereits an der Wohnungstür versetzte der Arztsohn dem Italiener mit der Bemerkung "Jetzt zahl ich meine Schulden!" mit einem Klappmesser einen Stich in die Niere. Der 45-Jährige flüchtete auf den Gang, rief um Hilfe und klopfte gegen die Tür der Hausbesorgerin, als er seine in der Wohnung verbliebene Frau angsterfüllt um ihr Leben betteln hörte.

Frau bettelte um ihr Leben: "Nein! Ich bin schwanger!"
"Nein! Nein! Ich bin schwanger!", schrie die 21-Jährige. Der Eindringling schlitzte ihr mit seinem Messer regelrecht den Hals auf, beugte sich über die Frau und stieß ihr die Klinge noch tiefer in den Hals, als ihr Ehemann wieder in der Wohnung auftauchte, um sie zu retten.

"Mir war eigentlich klar, dass sie tot war", berichtete der Mann nun im Zeugenstand. Ihm sei es nur mehr darum gegangen, die Aufmerksamkeit des Rasenden auf sich zu lenken, "damit er meine Frau in Ruhe lässt".

Mutiger Passant rettete 45-Jährigen
Tatsächlich wandte sich der 27-Jährige wieder dem Wohnungsbesitzer zu, der die Treppen hinab und ins Freie lief. Der Täter holte den Mann ein und stach auf offener Straße neuerlich auf den 45-Jährigen ein, der insgesamt 13 Mal getroffen wurde. "Stirb endlich!", hörten Passanten den Täter rufen, der seinem Opfer auch mehrere wuchtige Faustschläge ins Gesicht verpasste. Ein Zeuge schritt ein und zerrte den Arztsohn weg vom blutüberströmten Italiener.

Der Schwerverletzte konnte dank einer Notoperation ebenso gerettet werden wie seine Frau, der der Angreifer die Halsarterie durchtrennt hatte.

In der Verhandlung sagte der Angeklagte, dass er nicht wisse, warum er "das" gemacht habe: "Ich bin nicht der Mensch, der das getan hat! Ich verstehe das nicht! Ich kann nicht beschreiben, wie das passiert ist." Er habe "keinen Zorn auf diese Menschen" gehabt: "Ich hatte kein Motiv."

Opfer: "Das ist eine Schande!"
Als er sich bei Doriano P. entschuldigen wollte - dieser war im Unterschied zu seiner Frau bereit, in Gegenwart des Angeklagten auszusagen -, ließ dieser das nicht gelten: "Ich bin um mein Leben gelaufen!" Und der 45-Jährige machte klar, was er vom im Publikum sitzenden Vater des 27-Jährigen hielt: "Dass wir von dieser Seite nicht kontaktiert worden sind und sich der Vater nicht bei uns gemeldet hat, das ist eine Schande! In Italien wäre so etwas nicht möglich!"

Das Gericht sprach den beiden Opfern je 10.000 Euro Schmerzensgeld zu. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Werner Tomanek erbat Bedenkzeit.

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